Ein gutes Beispiel dafür, dass es keine repräsentative Wahl gibt, ist das folgende:
Ich habe 21 Wähler und 3 Kandidaten. Wenn ein Wähler Kandidat A gegenüber Kandidat B den Vorzug geben würde, schreibe ich A > B. Die Stimmung in der Wählerschaft ist wie folgt:
A > B > C : 6 Wähler
A > C > B : 0 Wähler
B > A > C : 5 Wähler
B > C > A : 2 Wähler
C > A > B : 5 Wähler
C > B > A : 3 Wähler
Erste Wahlmethode:
Wer die einfache Mehrheit hat, gewinnt.
Hier ergibt sich, dass C mit 8 Stimmen vor B mit 7 Stimmen und A mit 6 Stimmen liegt.
Zweite Wahlmethode:
Hier wird einfach paarweise gegeneinander abgestimmt. A gewinnt gegen B (11:10) und C (11:10) und B gewinnt gegen C (13:8). Somit ist hier A vor B vor C.
Dritte Wahlmethode:
Jeder Wähler gibt seiner Nummer eins 2 Punkte und der Nummer zwei einen Punkt. Sieger ist der mit den meisten Punkten. Hier siegt B mit 23 Punkten vor A mit 22 Punkten und C mit 18 Punkten.
Also ist hier jeder je nach Methode einmal erster, einmal zweiter und einmal dritter.
Nun könnte man sagen, dass das Beispiel konstruiert ist. Ich habe mal nachgerechnet, wie oft so etwas vorkommt. Da zeigte sich, dass es wirklich sehr sporadisch auftritt. Gehe ich aber nur davon aus, dass nur jeder einmal Erster sein soll und die Plätze zwei und drei egal sind, so kann ich bei der ersten Wahl noch eine Stichwahl hinterher schalten und habe trotzdem noch viele Fälle, bei denen das auftritt (für Mathematiker: das Gleichungssystem hat einen rang der um 2 geringer ist als der Maximalrang). Noch interessanter wird es, wenn ich fordere, dass nur zwei unterschiedliche Sieger nötig sind. Dann ist es sogar so, dass dies in der Mehrheit aller Möglichkeiten so ist.
Ein weiteres Ergebnis der sogenannten Sozialwahltheorie ist das Gibbard-Satterthwaite-Theorem. Es sagt aus, dass bei jeder Vorzugswahl (wie oben, jeder hat eine bestimmte Präferenz, also auch normale Mehrheitwahlen u.ä.) mindestens eine der folgenden Bedingungen erfüllt ist:
1. Das Verfahren ist diktatorisch, d.h. die Präferenzen einer bestimmten Person entscheiden die Wahl.
2. Es gibt eine Alternative, die niemals angenommen werden kann.
3. Das Verfahren ist manipulierbar, d.h. man kann taktisch wählen, um ein bestimmtes Ergebnis zu erzielen.
Auch hier ein schönes Beispiel:
Es soll aus 4 Kandidaten eines Parlaments einer als Präsident gewählt werden. Dazu gibt es mehrere Wahlgänge. Jeweils wird der schlechteste Bewerber vom nächsten Durchgang ausgeschlossen. Die Präferenzen sehen wie folgt aus:
Partei 1 (15 Sitze): B > C > D > A
Partei 2 (24 Sitze): C > D > A > B
Partei 3 (29 Sitze): D > A > C > B
Partei 4 (32 Sitze): A > D > C > B
Zuerst fliegt B raus. Als nächstes bekommt D die wenigsten Stimmen. Bei der Abstimmung A gegen C gewinnt A. Partei 1 möchte aber auf keinen Fall, dass A gewinnt. Da man aus Aussagen ungefähr weiß, wie die anderen wählen, ändert man die Strategie. Da B keine Chance auf den Wahlsieg hat, wählt man konsequent A, also A > B > C > D. Somit fliegt wieder zuerst B raus. Als zweiter fliegt aber nun C raus und bei der Wahl A gegen D gewinnt D ! Partei 1 konnte also erfolgreich den Wahlsieg von A verhindern, indem sie A wählen.
Was sagt uns das ? Es sagt uns, dass man durch die Wahl durch strategisches Wählen die Wahl manipulieren kann, ja sogar durch Wahl eines entsprechenden Wahlverfahrens einen Wunschkandidaten ins Amt befördern, wenn man ungefähr weiß, wie die Wählerschaft abstimmen wird. Hier kann man also sagen, dass echte Demokratie schon rein mathematisch nicht möglich ist. Man kann nur versuchen, Extremisten von der Macht fernzuhalten. Jetzt wird einem auch klar, warum die Merkel unser Land regiert.