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1

Sonntag, 25. April 2004, 18:45

Heimat und Patriotismus

George Bernard Shaw sagte: "Patriotismus ist die Überzeugung, dass unser Vaterland allen anderen Ländern überlegen ist, weil wir darin geboren wurden."

Was ist eure Meinung zu diesem Zitat?

Und wie verbunden fühlt ihr euch eurer Heimat? Wie definiert ihr überhaupt für euch "Heimat"?
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Il me semble que je serais toujours bien là où je ne suis pas. Charles Baudelaire

2

Sonntag, 25. April 2004, 19:08

Für mich ist Heimat die Gegend wo ich aufgewachsen bin und wo ich mich wohlfühle!

Dieses Zitat mag ja war sein aber ich kann mich damit nicht identifizieren. Dieses "MEIN LAND" find ich totalen quatsch, denn man kann ja nicht entscheiden wo man Geboren wird und nur weil man zufällig an einen bestimmten Ort auf die Welt gekommen ist, ist dieser noch lange nicht besser als andere! *wand*
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Ich arbeite gewöhnlich bis Bier Uhr.
- Stephen King -

3

Sonntag, 25. April 2004, 19:32

Zitat

Original von LaNuitNoire
George Bernard Shaw sagte: "Patriotismus ist die Überzeugung, dass unser Vaterland allen anderen Ländern überlegen ist, weil wir darin geboren wurden."

Was ist eure Meinung zu diesem Zitat?


Ich finds arrogant :-D Der bloße Fakt, dass ich dort geboren wurde, macht "mein" Land ja in keiner Form überlegen. Aber so isses nicht gemeint, ich weiß :-D

Zitat

Original von LaNuitNoire
Und wie verbunden fühlt ihr euch eurer Heimat? Wie definiert ihr überhaupt für euch "Heimat"?


Heimat, das is so ne Sache. Geburtstechnisch ist meine Heimat Schmalkalden, eine kleine, langweilige, uralte Stadt in Südthüringen, mit der ich eben jede Menge Kindheitserinnerungen verbinde. Dorthin ziehts mich aber ausschließlich aus dem Grund, dass meine Eltern noch dort wohnen. Das ist alles. Gefühlstechnisch hab ich zu dieser Heimat also keine Verbindung mehr. Und aus genau dem Grund, würde ich den Ort als Heimat bezeichnen, an dem ich mich wohlfühle. Im Moment ist das Halle - ganz einfach, weil ich hier ne schnucklige kleine Wohnung hab, studiere, Freunde und Liebe :-D gefunden hab. Aber mich hält hier nix für ewig.


Brasilien könnte meine zweite Heimat werden, weil ich mich dort absolut wohl gefühlt habe. Ähnlich wie in London, aus irgendeinem Grund fühl ich mich unter diesen Leuten wohl. Und das zählt, finde ich... *zustimm*
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Rule #3: Don't believe what you're told. Double check.
Rule #7: Always be specific when you lie.
Rule #8: Never take anything for granted.
Rule #38: Your case, your lead.

4

Sonntag, 25. April 2004, 19:32

Auch wenn ich G.B. Shaw nicht kannte, nahm ich beim posten eigentlich an, dass der Spruch ironisch ist... ;-)
Wollt ich nur mal so erwähnen.
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5

Sonntag, 25. April 2004, 19:38

Oo
ihr seid ja helden. habt ihr das zitat etwa wirklich in den falschen hals bekommen? ist doch irgendwie offensichtlich, dass das nicht unbedingt PRO patritismus ist, weil es abfällig sagt "weil man da geboren ist".

für mich persönlich gehört patriotismus auch zu den sachen die ich NULL nachvollziehen kann: wie kann sich irgendjemand unter 80 das recht herausnehmen stolz auf das land zu sein wie es ist? mehr als hier geboren werden muss man dafür ja nicht geleistet haben - und den job hat auch jemand anderes übernommen.

stolz'? ne. aber froh hier geboren zu sein bin ich allemal. :)
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Harry Potter#7
Es sterben Hedwig, Moody, Dobby, Fred, Snape und Voldemort - sein Todesfluch wird reflektiert.
Harry (= Horcrux!) bringt sich um, tötet damit aber nur den Voldemort-Teil in sich!
Harry heiratet Ginny, Ron heiratet Hermione.

6

Sonntag, 25. April 2004, 19:39

Drum schrieb ich...

Zitat

Original von ~Schneewittchen~
Aber so isses nicht gemeint, ich weiß :-D
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7

Sonntag, 25. April 2004, 19:43

hab ich laura eben auch schon im icq gesagt, fiel mir also auf. das "ihr" schloss dich also nicht ein - wollte nur nicht so direkt auf sineval zeigen. ;-)
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8

Sonntag, 25. April 2004, 19:49

Na dann will ich dir mal verzeihen *großzügig bin* ;-)


Aber leider gibts trotzdem genug Leute, die auf ihre Herkunft stolz sind - womit wir u.a. wieder zum Ost-West-Konflikt kämen...


Bei den Amis ist mir Patriotismus aber bisher in seiner schlimmsten Form begegnet (zum Glück sind nicht alle so, das soll also keine Verallgemeinerung sein). Bloß weil vor 4 bis 500 Jahren mal irgendwelche evetuellen Vorfahren möglicherweise auf der Mayflower ?-| (ich glaub die wars...) in die "Neue Welt" geschippert sind und somit für den Frieden und die Freiheit überhaupt gekämpft haben. Ärgs.
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9

Sonntag, 25. April 2004, 19:52

ich meine: ich verstehe wenn irgendwelche trümmerfrauen und so stolz auf das land sind, dass sie wieder aufgebaut haben ... aber alles andere ist mir wirklich schleierhaft.

ich erinnere mich ja noch an die diskussion vor einiger zeit um dieses thema, als der bundespräsi (?) ebendieser meinung war ... :-D
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10

Sonntag, 25. April 2004, 19:56

Das kann ich auch gut verstehen, ich kann auch gut verstehen, wenn ein Bürgermeister stolz ist, dass er "seine" Stadt zu nem attraktiven Touristenziel gemacht hat o.ä. Aber im allgemeinen ist das doch eher Stolz auf eine persönliche Leistung und nicht Patriotismus. Der schließt sich bei mir allein schon dadurch aus, dass er ja viel zu (ver)allgemein(ernd) wäre. Wäre ich stolz auf Deutschland, wäre ich auf (fast) alles stolz, was dazu gehört. Und das bin ich definitiv nicht!
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11

Sonntag, 25. April 2004, 20:20

Zitat

Original von Abs
hab ich laura eben auch schon im icq gesagt, viel mir also auf. das "ihr" schloss dich also nicht ein - wollte nur nicht so direkt auf sineval zeigen. ;-)


*stinkefinger*

Na mei, woher soll man denn wissen wie der dat meent! ;-)
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12

Montag, 26. April 2004, 20:25

"Deutschland ist nicht meine Heimat, sondern ein geografischer Punkt in meinem Dasein. Der Begriff Heimat ist für mich durch menschliche Gefühle besetzt, durch das Vertrauen in Menschen, in meine Familie, meine Freunde. Sie binden mich mehr an Deutschland als mein Pass."

Das hab ich mal irgendwo gelesen und es passt nur zu gut zu mir. So denke ich zum Thema. Zum Thema 'Heimat'.

*zustimm*

13

Montag, 26. April 2004, 20:47

als ich noch in klöthen (absichttlicher schriebfehler) studiert habe, hab ich mich mal auf einer party mit einem nazi unterhalten, der da eben auch mit mir studierte. wir fragten ihn, WARUM er denn so stolz auf deutschland sei, was also dieses unsere land irgendwie zu etwas derart hervorhebenden machen würde, dass stolz gerechtfertigt sei. wäre es ein land wie jedes andere, müsse man ja auch nicht stolz sein, nicht wahr?

seine antwort war dann: "die schöne landschaft, dass wir es nach 45 wieder so schnell aufgebaut haben und die vielen deutschen dichter und denker". *kopfschuettel*

wir haben es uns dann erspart ihm reisekataloge schönerer länder, goethes "werther" ( *zitter* *zitter* ) und so weiter zu zeigen ... immerhin ist das subjektives empfinden.
aber auch von unserem gegenargument, dass der marshall-plan ja nicht unbedingt auf deutschem mist gewachsen ist leuchtete ihm nicht so ganz ein ... *augenroll*
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14

Montag, 26. April 2004, 22:29

Zitat

Original von Abs
Oo
ihr seid ja helden. habt ihr das zitat etwa wirklich in den falschen hals bekommen? ist doch irgendwie offensichtlich, dass das nicht unbedingt PRO patritismus ist, weil es abfällig sagt "weil man da geboren ist".
*snip*


Hmmm Abs, dünnes Eis. Zuerst ist das Zitat durch eine Übersetzung gegangen ... es gibt fast immer mehr als eine Möglichkeit einen Satz aus dem englischen inhaltlich und grammatikalisch korrekt zu übersetzen.
Wie war die Meinung des Übersetzers? Hat er das Zitat vielleicht so hingestellt und damit beeinflußt?
Und zweitens ist eine kontextlose Interpretation, wie du sie gerade durchgezogen hast immer das was sie ist: Eine kontextlose Interpretation und damit ein Schuß ins blaue. Woher willst d wissen das Shaw das so und nicht anders gemeint hat?
______________________________

A face at the window,
A tap on the pane;
Who is it that wants me
To-night in the rain?


The Messenger at Night - R. H. Stoddard

15

Montag, 26. April 2004, 22:35

das ist das zitat im original:

Patriotism is your conviction that this country is superior to all other countries because you were born in it

und das ist ein weiteres G.B. Shaw Zitat:

You'll never have a quiet world till you knock the patriotism out of the human race.
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Il me semble que je serais toujours bien là où je ne suis pas. Charles Baudelaire

16

Montag, 26. April 2004, 22:41

Oki in diesem Fall dürfte Shaw den Patriotismus tatsächlich anprangern.
Aber "because you were born in it" muss man tatsächlich nicht mit: "weil man da geboren ist" übersetzen.

Zumal das original Zitat von LNN ja eh anders lautet.
______________________________

A face at the window,
A tap on the pane;
Who is it that wants me
To-night in the rain?


The Messenger at Night - R. H. Stoddard

17

Montag, 26. April 2004, 23:30

nebenbei: schon diogenes (!!!) hat gesagt: "ich bin ein weltbürger". find ich cool.
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Harry Potter#7
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Harry (= Horcrux!) bringt sich um, tötet damit aber nur den Voldemort-Teil in sich!
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18

Montag, 3. Mai 2004, 14:33

für mich ist patriotismus übertriebene "vaterlansliebe".
aber heimat ist für mich das fleckchen erde wo ich mich wohlfühle und wo ich mich zurückziehen kann. ist also nicht an einen platz gebunden.

19

Montag, 3. Mai 2004, 16:01

Ich für meinen Teil unterscheide zwischen patriotismus und Vaterlandsstolz. Patriotismus hat in den Jahren nach ´45 ne ziemlich starke Wendung erfahren. (Schreckgespenst Nationalsozialismus)
Patriotismus ist für mich vielmehr der Wille, sich aktiv an Politik und Gesellschaft zu beteiligen um sozialen Progress zu erwirken (die frage ist nur,inwieweit das überhaupt möglich ist/war). So haben sich z.B. auch Schriftsteller wie Heinrich Mann, Arno Zweig oder Oskar Maria Graf, die ja entschieden gegen den Nationalsozialismus waren, als Patrioten verstanden und jegliches faschistisches Untreiben als "undeutsch" deklariert.
Die Frage mit dem Stolz ist ´n heikles Thema. Natürlich ist es falscher Stolz, sich auf ach so große Macht oder außenpolitische Überlegenheit zu berufen, wie das u.a. ja auch in den USA geschieht. Aber warum sollte man nicht auf gewisse kulturelle Errungenschaften und überlieferte Traditionen oder soziale Errungenschaften stolz sein. Die Frage,ob dieser Stolz legitim ist, stellt sich dann zwar zwangsläufig, aber bei all der Entfremdung, die heutzutage sich verallgegenwärtigt, kann das doch ein kleiner Ausweg sein, oder nicht?
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Before criticizing someone, you should walk a mile in their shoes.
That way, when you criticize them, you're a mile away
and you have their shoes.

20

Montag, 3. Mai 2004, 16:17

Zitat

Original von Deimos
Patriotismus ist für mich vielmehr der Wille, sich aktiv an Politik und Gesellschaft zu beteiligen um sozialen Progress zu erwirken. So haben sich z.B. auch Schriftsteller wie Heinrich Mann, Arno Zweig oder Oskar Maria Graf, die ja entschieden gegen den Nationalsozialismus waren, als Patrioten verstanden und jegliches faschistisches Untreiben als "undeutsch" deklariert.


Für Engagement in Politik und Gesellschaft muss man kein Patriot sein. Kritische Distanz is da villeicht sogar besser.
Es wäre zwar zu begrüßen, wenn alle Patrioten selber zu den positiven Aspekten beitrugen, auf die sie dann stolz sind. Die Realität ist leider, wie so oft, vom Ideal entfernt.

Zitat

Aber warum sollte man nicht auf gewisse kulturelle Errungenschaften und überlieferte Traditionen oder soziale Errungenschaften stolz sein. Die frage,ob dieser Stolz legitim ist, stellt sich dann zwar zwangsläufig, aber bei all der Entfremdung, die heutzutage geschieht, kann das doch ein kleiner Ausweg sein, oder nicht?


Ich denke, wenn Menschen auf die kulturelle Identität ihres Landes stolz sind, werden die wenigsten Menschen daran ernsthaft Anstoß nehmen.

Mir persönlich ist es allerdings egal, ob ein besonders schönes Gemälde, ein bewegender Roman etc. nun von einem Deutschen, einem Franzosen etc. geschaffen wurde. Ich freue mich nicht primär darüber, wer es geschaffen hat, sondern dass es geschaffen wurde.
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