Buschi, es tut mir leid, aber ich muss das hier einfach nochmal breittreten - ich finds einfach pervers
Die Sache ist folgende: Meine kleine Schwester hat gerade ihr Abi hinter sich gebracht und sollte nun ihr Zeugnis, für das sie 12 Jahre lang gekämpft, gelernt, geschuftet und sich mit Lehrer rumgequält hat, eigentlich in der wunderschönen gothischen Stadtkirche entgegennehmen. (Und nein, wir kommen nicht aus Bayern, bei uns sind grade mal 30% in irgendeiner Art kirchlich eingebunden.) Leider, leider, leider waren meine Eltern davon nicht sonderlich begeistert (schließlich besuchte buschi kein katholisches Mädcheninternat, sondern eine staatliche Schule, für die der in der Verfassung festgelegte Grundsatz der Neutralität gilt) und haben Einspruch (u.a. in Bezugnahme auf das Kruzifixurteil) eingelegt. 6 andere Elternpaare, die sie dabei unterstützen wollten, zogen in letzter Sekunde den Schwanz ein.
Ein Gespräch mit dem Schulleiter brachte gar nichts (man solle sich nicht so anstellen, heutzutage fänden ja auch Rockkonzerte in Kirchen statt, blabla), das Schulamt und das Kultusministerium äußerten sich ebenfalls sehr abfällig und schon fast ironisch - leider meinten sie das aber ernst - eine klare Absage an die Kirche als "Austragungsort" gab es aber nicht.
Vor einer knappen Woche hing dann in der Schule ein Zettel am schwarzen Brett: "Hiermit weisen wir daraufhin, dass die Übergabe der Abiturzeugnisse in der Mehrzweckhalle stattfindet." Keine persönliche Benachrichtigung der Schüler, keine allgemeine Notiz an die Eltern, keine spezielle Erklärung an meine Eltern, keine Begründung - nichts.
Heute dann der Gipfel in der lokalen Zeitung: "Zweigleisig: (K)Eine Frage der Toleranz" - Konsens des Artikels: die bösen, bösen, intoleranten Atheisten-Eltern sind daran schuld, dass die Zeugnisübergabe nun zwischen "Basektballkörben und Handballtoren" (Handballtore? Seit wann gibts in unserer mickrigen Halle Handballtore??
) stattfindet, weil es schließlich keine Alternativen gibt.
Ich finde diese Aktion eine absolute Frechheit. Zum einen erstmal die Tatsache, dass wir dazu gezwungen werden sollten, entweder in die Kirche zu gehen oder dem Abiball meiner Schwester fernzubleiben (ja, das hat man uns tatsächlich und wortwörtlich so nahe gelegt). Und wahrscheinlich hätte man mich dann mit den Worten "Sie sind nicht angemessen angezogen!" gar nicht erst in die Nähe des Altars gelassen (Zeugnisübergabe vorm Altar
). Zum zweiten haben meine Eltern sich natürlich nicht auf das Niveau des Schulleiters herab begeben. Sie haben versucht, vernünftig mit ihm zu sprechen, haben ihm alternative Lösungen aufgezeigt (die es durchaus gibt, zum dritten: z.B. einen hochmodernen Fachhochschul-Saal - eigentlich genau der richtige Ort für zukünftige Studis
), haben extra die Presse aus der Sache herausgehalten - und was macht der gute Herr Schuhmann? Er lässt, zum vierten, die SZ einen völlig verfälschten Artikel abdrucken - meine Eltern wurden zu dem Thema nämlich nicht einmal befragt. Das zum Thema Pressefreiheit. Die Dienstaufsichtsbeschwerde ist eingereicht. Denn, fünftens, wurde dieser Ort nicht, wie in dem Artikel beschrieben, von den Schülern und Eltern gewählt, sondern einfach vom (kirchlich sehr engagierten) Schulleiter festgelegt. Sechstens, ich hatte meinen Abiball (also nur die Fete nach der Zeugnisübergabe) auch in eben jener Halle, und alle meckerten im Vorhinein, was für eine unpassende Atmosphäre das doch wäre. Das änderte sich aber schnell, denn von Basketballkörben (ja, die gibt es sogar bei uns
) war genauso wenig zu sehen, wie von Bodenturnmatten, Ringen an der Decke oder Fußballfeldlinien. Die MZH heißt schließlich
MehrZweckHalle, weil man sie für diverse Zwecke richtig fein zurecht machen kann. War ja schließlich auch nicht billig, Herr Schuhmann
Was haltet ihr davon?? Sind wir wirklich intolerant und engstirnig oder ist der Schulleiter da wirklich zu weit gegangen? Kann man es verantworten, dass Schüler dazu gezwungen werden, an einer Art Gottesdienst als Zeugnisübergabe teilzunehmen? Was ist mit der Toleranz, die wir, als Atheisten für uns einfordern? Ist Neutralität zuviel verlangt? Muss sich ein Schulleiter nicht an die Verfassung halten? Was wäre, wenn diese Übergabe einfach in einer Moschee hätte stattfinden sollen? Wären dann die gleichen Toleranz-Argumente auch von den Katholiken gekommen? Ich verstehs einfach nicht
Das atheistische und trotzdem tolerante ~Schneewittchen~