Ich muß zugeben, dies hier ist eine spannende Diskussion und es hat Spaß gemacht eure Ansichten zu lesen. Und unversehens seit ihr in einer Diskussion, die bereits auf diese Weise vor einigen tausend Jahren begonnen hatte, über Griechenland und neuzeitliche Denker bis hier hin führte.
Wie definiert man Wirklichkeit, gibt es eine universelle Wirklichkeit? Eine der spannendsten Fragen überhaupt.
Eine universelle Wirklichkeit wird, so glaube ich, geschaffen durch alle Gedanken, Empfindungen, Gedankenwelten also geschaffen. Nicht nur interessiert hier der Punkt der Wirklichkeit, der sich nur allein anfassen läßt. Nein, das nicht. Vielmehr müssen gerade gedankliche Entwicklungen betrachtet werden, die zu der Wirklichkeit führten, die wir heute kennen. Matrix ist, glaube ich, auch nur eine Überlegung in dieser Richtung als Ergebnis solcher Überlegungen. Wir sind das Endprodukt verschiedener aufeinander folgender Entwicklungen, angefangen bei den Menschen die vom Baum herunter kamen, dann die Antike, Christus, Mittelalter, Rotterdam, Luther, Melanchton, dann weiter zu den Aufklärern, Rousseau, Diderot, Kant, Hegel, Mendelsohn. Usw. Die Leute haben überlegt was wir gerade auch überlegen und die Summe dieser Überlegungen, die Revolutionen brachten, Änderungen in der Selbstwahrnehmung und im Selbstverständnis herbeiführten, ist der größte Bestandteil dessen was wir Realität nennen. Ja, damit sage ich, das Realität im Kopf beginnt und der Kopf schafft wiederrum Realität. Was wir denken, gedacht haben, wird und wurde geschaffen. Und was geschaffen wird, wurde ist unsere heutige Realität. Wir sind Bestandteile einer Kette, einer sehr langen Kette und auch wir haben die Fähigkeit durch unser denken eine Realität zu schaffen, die nicht nur für uns, sondern auch für andere, vielleicht vor allem auch durch andere wahrgenommen wird und durch diese auch zu deren Realität wird. Darüber müssen wir uns bewußt sein, das wir als einzelne vielleicht klein sind aber trotzdem eine Welt schaffen die für andere wichtig ist und dadurch wieder für ganz andere. Alles beeinflußt uns und andere, wir beeinflußen uns und andere. Ein Dominoeffekt, vielleicht auch ein bißchen Chaostheorie, wie auch immer.
Erleuchtung beginnt für mich mit dem Kantschen Lehrsatz; Aufklärung ist der Weg des Menschen aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit. Aufklärung ist nicht nur ein Epochenbegriff sondern zu allererst ein Wort das auch für Erhellung, Belichtung, also Erleuchtung steht. Und als solche ist es, meines Erachtens der erste und wichtigste Prozeß den ein denkendes Wesen durchlaufen muß. Er muß Mündig werden, seinen Verstand gebrauchen lernen. Vielleicht ist es gewagt an dieser Stelle zu sagen, das wir viele Unmündige Mitbürger haben?
Und indem er sich eben jenem bewußt wird, das er ein Glied in einer Kette ist, das er nicht allein ist, daß er ein Produkt seiner Umwelt ist, kann er auch eine Lösung für das Problem finden, weswegen dieser Thread hier eröffnet wurde. Und ausgehend von dieser Aufklärung des Geistes wird er auch eine Antwort finden. Denn sie liegt in einem selbst. Alles ist richtig nichts ist falsch, wenn jemand eine Antwort auf diese Frage gefunden hat, wird auch diese Realität.