Rattern, ewiges raues Rattern, ab und an unterbrochen von dem leisen Zischen der Bremsen. Sie alle, die hier sitzen und stehen, haben nur einen Wunsch: Nach Hause. So wie sie nun sind, sind sie heilig. Ohne Hass, ohne Gier. Nur dem Verlangen nach Heimat folgend. Jeder von ihnen hat seine Geschichte. Nur ich nicht. Ich sitze hier schon seit ewig langer Zeit und warte. Warte Stunde um Stunde. Mein Blick fällt auf die Uhr. Bald müsste es soweit sein. Ich sehe dich! Du stehst vor dem Bahnsteig mit deinen Freundinnen. Ihr steigt ein. Ich werde zunehmend nervöser. Es gibt keinen freien Platz in der Bahn. Du musst dich neben mich setzen. Niemals zuvor war ich so glücklich und so wütend. Du bist unerreichbar, selbst wenn du so nah bei mir bist. Ich weiß nichts über dich. Kenne dich nicht. Und doch will ich alles von dir haben. Ihr habt euer Gespräch nicht unterbrochen. Ich höre nicht was ihr sagt, nur deine Stimme schleicht sich in meinen Geist. Einem Engelschor gleich erklingt dein lachen. Oh Gott, wenn ich nur jetzt sterben könnte, ich wäre zufrieden mit meinem Leben.
Nein, die zeit vergeht zu schnelle, ich muss es wagen, muss dich ansprechen... Doch meine Stimme versagt. Ich kann mich dir nicht nähern. Diese Gewissheit ist nun alles, was ich noch besitze. Deine Station kommt, du musst aussteigen. Du erhebst dich und ich sehe dir mit nassem Blick nach. Ich will nicht mehr leben. Nie mehr werde ich nun auf dich warten. Ich schließe die Augen und male mir einen einsamen Tod aus. Etwas fällt mir in den Schoß. Ich öffne die Augen und entdecke einen Brief mit einem Herzen darauf. Ich blicke auf und sehe dein schamgerötetes Lächeln. Bitte schreib zurück, erklingt es in meinem Gedanken. Und ich nicke dir zu, als sich die Türen hinter dir schließen und du deinen Weg nach Hause fortsetzt.