„Gut gebrüllt, Löwe!“ denkt Hans Castorp, im Sinne Shakespears, während einer Diskussion mit seinem willensstarken Mentor Lodovico Settembrini in Thomas Manns' Zauberberg.
Castorp ist ein erfolgreicher junger Schiffbautechniker aus einer angesehenen Hamburger Kaufmannsfamilie. Er steht im Leben, ist gefestigt, weiß was er will.
Er möchte seinen Vetter Joachim besuchen und reist dafür in die Schweizer Alpen, Nahe Davos, denn sein Vetter weilt gerade in einem Sanatorium für Lungen- und Nervenkranke. Obwohl Castorp anfangs vorhatte nur 3 Wochen zu bleiben, nimmt ihn die Atmosphäre dieser von der Außenwelt völlig abgeschlossenen 'Parallelwelt' schnell und gänzlich ein und er beschließt länger zu bleiben. Nachgerade verantwortlich ist dafür auch der, bereits angesprochene, Freimaurer, Aufklärer und Verführer Settembrini.
In heißblütigen Diskussionen lehrt Settembrini Castorp die Verantwortung und Freiheit die hinter den Idealen der Aufklärung verborgen liegen und führt ihn die Welt des Geistes und der Vernunft ein.
Castorp erkennt schnell, dass er sich hier zu Hause fühlt, erkennt was er bisher vermisst hat und sieht sein bisheriges Leben und Schaffen im Sturm wanken. Er verliert zunehmend den Sinn für die Realität der Geschichte die sich außerhalb des Sanatoriums, bis hin zu den dramatischen Entwicklungen 1914 entwickelt.
In dieser seiner Realität, die geprägt ist von einer unheimlichen seelischen und körperlichen Morbidität um ihn herum, von den dagegen stehenden festen und alltäglichen Strukturen des Sanatoriums mit Schlafens-, Essens-, Wach- und Untersuchungszeiten, ändert sich für Castorp der Fluss der Zeit, die er nur noch subjektiv wahrnimmt, sie erscheint ihm als reine Gegenwart ohne Anfang und Ende. Zeit ist lediglich ein Begriff, der für ihn weder fassbar noch greifbar ist.
Bald zeigt sich, dass er doch nicht so gesund ist, wie er anfangs dachte, die Klinikleitung legt ihm nahe, weiter im Sanatorium zu bleiben, er leidet in der Folge an Fieber und einer Erkältung, nimmt zunehmend an Therapien teil und ist schließlich ein 'vollwertiger Patient'.
Sein Mentor Settembrini ist unheilbar krank und entschließt sich das Sanatorium zu verlassen, um im nahe gelegenen Davos, ohne weitere Therapien, zu leben. Dort lernen die beiden Freunde Naphta kennen, einen zum Katholizismus konvertierten Juden, der rhetorisch und intellektuell hochbegabt ist. Beide finden schnell Gefallen an Naphtas kalter Logik, die ihre Diskussionen lebhaft bereichert, besonders Castorp zeigt sich beeindruckt von der ideologischen Gewalt Naphtas die sogar seinen geliebten Lehrmeister Settembrini in seine Schranken verweist.
Wenig später beginnt der vielzitierte 'Totentanz'. Nach dem Tod seines Vetters Joachim ist Castorp zunehmend fasziniert von der Ästhetik des Todes der gerade im Sanatorium immer wieder bedrohlich die Sense schwingt. In einer spiritistischen Séance versucht Dr. Krokowski, der psychiatrische Leiter des Sanatoriums, den Geist des toten Vetters Joachim heraufzubeschwören, was ihm auch gelingt. Castorp erlebt immer wieder surreale Träume. Während eines Skiausfluges gerät er in einen Schneesturm, schläft erschöpft ein und träumt von zwei Hexen, die ein kleines Kind zerreißen und fressen.
Er erkennt, dass es im Grunde des menschlichen Seins nur darum geht, das Häßliche, Böse und Rohe, die Leidenschaften, zu besiegen. Und er erkennt auch wie nahe der Tod, auch ihm, immer ist.
Castorp besucht fortan die Sterbenden des Sanatoriums und beobachtet sie in ihrem Sterben.
Es vergehen 7 Jahre, bis Hans Castorp aus diesem Totentanz erwacht und als er erwacht muss er feststellen, dass ein neuer, viel gewaltigerer, viel vernichtenderer Totentanz begonnen hat.
Er steigt von seinem Sanatoriumsberg herab und stellt fest:
'Es ist ja Krieg!'
(Der erste Weltkrieg.)
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