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1

Montag, 4. Juli 2011, 16:24

Abschaffung der Schreibschrift

Könnt ihr euch an eure ersten Schreibversuche erinnern? Vermutlich irgendwann vor der Schulzeit, mit krakeligen Druckbuchstaben - weil man das eben so kannte, aus Zeitung, Fernsehen, von Plakaten. In der Grundschule folgte dann, nach einigen Motorikversuchen, die klassische Schreibschrift, je nach Herkunft die lateinische oder Schulausgangsschrift, die den meisten Handschriften vermutlich auch irgendwie immer noch zugrunde liegt.


In Hamburg hat man sich nun dazu entschlossen, diese Schreibschrift abzuschaffen. Man möchte den Kindern das dreistufige Lernen beim Schreiben ersparen und argumentiert damit, dass der Unterschied zwischen Druck- und Schreibschrift kompliziert und verwirrend wäre. Stattdessen soll nun die sogenannte Grundschrift unterrichtet werden, eine nicht normierte, an Druckbuchstaben orientierte Schrift, die "den Kindern den Weg zur persönlichen Handschrift erleichtern" soll (Quelle und Schriftbeispiele). Kritiker sehen darin hingegen den Untergang der Schriftkultur und fürchten eine Verrohung der Handschrift.


Was meint ihr dazu? Hat euch die Schreibschrift damals geholfen oder eher behindert? Inwieweit benutzt ihr sie noch? Und ist der klassische Schreibunterricht in Zeiten von Computer und Internet überhaupt noch zeitgemäß?
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Rule #3: Don't believe what you're told. Double check.
Rule #7: Always be specific when you lie.
Rule #8: Never take anything for granted.
Rule #38: Your case, your lead.

2

Montag, 4. Juli 2011, 16:44

Was meint ihr dazu? Hat euch die Schreibschrift damals geholfen oder eher behindert?


Weder noch.

Inwieweit benutzt ihr sie noch?


Überhaupt nicht. Ich hab auch gerade mal einen Zettel bemüht und bin der Schreibschrift nicht einmal mehr komplett mächtig. *lach*
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Before criticizing someone, you should walk a mile in their shoes.
That way, when you criticize them, you're a mile away
and you have their shoes.

3

Montag, 4. Juli 2011, 16:49

Persönlich find ich Schreibschrift schöner, persönlicher, herausfordernd wenn man anderes geschriebenes Lesen will*g* und außerdem kann ich so schneller schreiben.(Obwohl es warscheinlich vom Training abhängt, wie schnell man auch mit Druckbuchstaben schreiben kann.)
Ich benutz Schreibschrift alltäglich, zur Unterschrift, für Notizen, Glückwunschkarten, Zettel mit Liebesbekundungen:P und früher hab auch ich mal gaaaanz viele Briefe geschrieben.

Es ist doch schade, dass es etwas persönliches Verloren geht.
Ich kann auch nicht wirklich glauben, dass das Schreiben mittels Druckbuchstaben schneller erlernbar sein soll. Ich fände es zeitgemäß, Schreibschrift nicht reformieren zu wollen. Es gibt doch im Bildungssystem andere Probleme. In Schulen (höhere Klassen),Unis, auf Arbeit etc. sind sowieso per Computer geschriebene Texte erwünscht. Das Argument mit der verbesserten Lesbarkeit ist daher für mich absolut nicht ausreichend.

Und das das ganze nur in Hamburg statt findet, ist bekloppt. Aber das ist wohl ein anderes Thema.
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Im Leben zählt es nicht wieviel du austeilen kannst, sondern wieviel du einstecken und trotzdem weiterkämpfen kannst.
[R. Balboa]

What It Feels Like For A Girl

4

Montag, 4. Juli 2011, 18:01

Ich hab mit der Schulausgangsschrift schreiben gelernt -und ich muss sagen, dass ich Handschriften, die auf der lateinischen Schrift basieren, schöner finde. Auch wenn jeder seinen eigenen Stil entwickelt erkennt man meist schon noch, welche Schrift ursprünglich gelernt wurde.
Und was das selbst schreiben betrifft...
Als ich wieder angefangen habe zu studieren musste ich mich erstmal wieder dran gewöhnen -inklusive schmerzendem Handgelenk. Für Vorlesungsmitschriften gibts aber imho keine wirkliche Alternative zum Handschreiben. Auch für Notizen. Nen Block hab ich schneller rausgekramt als meinen Laptop hochgefahren. Außerdem fällt es mir schwer, digitale Inhalte zu lernen. Wird alles ausgedruckt, mit Notizen versehen oder handschriftlich zusammengefasst.
Und ich mische Druck-und Schreibbuchstaben lustig durcheinander, wie es halt grad passt - aber ich habe angeblich auch eine Kinderschrift.

5

Montag, 4. Juli 2011, 18:50

Jo, hast du. :P

Ich mische auch nach Lust und Laune. Damit tue ich der Lesbarkeit (zumindest der Lesbarkeit für die Anderen) aber keinen Gefallen. Ich hab das Thema in den letzten Tagen und Wochen schon durch verschiedene Medien vefolgt, aber so ganz sicher bin ich mir meiner Meinung noch nicht. An sich find ich die Schreibschrift übernormiert und überflüssig, die "schönen" Schreibschriften, die manche Erwachsene noch haben, haben mit den normierten, in der Schule erlernten Schriften auch nur noch am Rande zu tun. Eigentlich fällt mir daher kein wirklicher Grund ein, warum man die Schreibschrift, an der schon so manches Kind verzweifelt ist, erhalten sollte.

Edit: Nachdem ich das esoterische Geschwurbel der "freiberuflichen Schreiblehrerin" gelesen hab, plädiere ich nicht nur für eine Abschaffung, sondern für ein VERBOT von Schreibschrift. Alter, das ist ja nicht mehr feierlich. *skeptisch*
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"Demokratie ist die schlechteste Regierungsform - außer all den anderen Formen, die von Zeit zu Zeit ausprobiert worden sind."
Winston Churchill

"Das beste Argument gegen die Demokratie ist ein fünfminütiges Gespräch mit dem durchschnittlichen Wähler."
Winston Churchill

6

Montag, 4. Juli 2011, 22:20

Also jetzt will ich Schriftproben sehen. Testschreiben, einscannen, hochladen, los! XD


Ich verfolge die Diskussion jetzt auch schon eine Weile und versteh das ganze Theater um Schülerüberforderung und verlorene Kindheit (mal wieder) nicht. Gerade in dem Alter sind Kinder wissbegierig, verfeinern ihre Motorik und lernen sowas am leichtesten. Wenn sich aber erstmal eine Sauklaue eingeschlichen hat, ist das später kaum noch auszubügeln. Klar, ich kenne auch niemanden über 12, der noch exakt nach Kursivvorlage schreibt. Aber darum geht es doch eigentlich auch gar nicht, oder? Die Ausgangsschrift ist, wie der Name schon sagt, als Ausgang zu verstehen, als Basisschrift, die, wenn sie erst einigermaßen trainiert ist, sowieso individualisiert wird - ganz ohne Einwirkung von Didaktikern und Pädagogen. *schulterzuck*


Meine Schreibschrift ist auch eine ziemlich wilde Mischung aus verschiedenen (der amerikanischen und den beiden deutschen) Ausgangsschriften und Druckbuchstaben, beeinflusst durch Linkshändigkeit und - sowieso - immer abhängig von Unterlage, Stift, Zweck, Lust und Laune - vor allem aber ist sie schnell. Ich kann in keiner Druckschrift, und sei sie noch so individuell verbunden, so fix schreiben, wie in der Kursiven - auch wenn das Ergebnis mit der Ausgangsschrift nur noch bedingt zu tun hat.


Viel wichtiger als die Diskussion um eine neue Schreib- bzw. Druckschrift fände ich die Einführung von Tippunterricht in relativ jungen Jahren, ab 5., 6. Klasse vielleicht. Das ist nun mal die Zukunft - und wenn das (inklusive Office-Nutzung) rechtzeitig trainiert wird, lassen sich damit auch problemlos Vorlesungen mitschreiben, samt Zeichnungen und Diagrammen. Ich schreibe zwar sehr gerne mit der Hand, finde es im Hörsaal aber mit dem Laptop wesentlich einfacher, die Aufzeichnungen übersichtlich zu halten.
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7

Montag, 4. Juli 2011, 23:17

Zitat

Kritiker sehen darin hingegen den Untergang der Schriftkultur und fürchten eine Verrohung der Handschrift.


genauso sieht es aus. da geht ein stück kultur den globalisierten bach runter. das schreiben lernt man in den ersten beiden schuljahren und dann kann man es und wenn die lehrer ihren ignoranten redefluss noch etwas verlangsamen also dem tempo des schülers anpassen dann könnte die schrift sogar noch bei einigen schöner und leserlicher werden.zusätzlich sollte man noch das fach steno einführen.
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jede wahrheit braucht einen mutigen , der sie ausspricht

8

Dienstag, 5. Juli 2011, 01:04

Also ich sehe die Sache weniger problematisch.

Ich habe meine gesamte Unikarriere mit handschriftlichen Notizen in Druckschrift überlebt, ohne große Lücken im Text zu haben, weil ich zu langsam geschrieben hab. Ich finde die Schreibschrift hässlich (viel zu viele Schnörkel) (wobei mir bis eben gar nicht bewusst war, dass es Unterschiede zwischen Ost und West gab, lustig :) ) und ich persönlich finde es wirklich anstrengend, alle Buchstaben miteinander zu verbinden (jaja, ist Gewohnheit). Das Argument mit der Schnelligkeit kann ich also nicht nachvollziehen.

Davon abgesehen würde ich es auch nicht unterschreiben, dass die alte Schreibschrift beim Schönschreiben hilft. Dafür gibt es viel zu viele lebende Beispiele, deren Schrift - trotz Schreibschriftunterricht in der Grundschule - völlig unleserlich, unausgereift und hingekrakelt ist. Zudem kann man doch auch eine Druckschrift wunderbar individualisieren. Letztendlich kommt es doch darauf an, dass Schreiben geübt wird, ob nun mit oder ohne Schnörkel, mit Verbindungsstrichen oder ohne. *keineahnung*

Ich erinnere mich allerdins noch, dass in in der Oberstufe (11. oder 12.!) gerügt wurde, weil ich die Druckschrift benutzt habe. *piep* Individualisierung war dann da wohl eher nicht erwünscht -.-

Das Argument mit der Überforderung ist allerdings eh Humbug, is klar, ne.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »buschi« (5. Juli 2011, 01:08)


9

Dienstag, 5. Juli 2011, 09:55

Okay, das mit der Schnelligkeit ist dann wohl sehr subjektiv. Aber du machst ja auch Kringel über die Iiiis. :-P

Hier klicken für weitere Informationen
Ich hab mir (kurz nach der Wende, in der 2. oder 3. Klasse) die Schnörkelschrift meiner westdeutschen Brieffreundin angewöhnt - und dafür Fehler im Diktat angerechnet bekommen. ("Das ist doch kein S!") Das fand ich dann auch wieder übertrieben. In der 11. und 12. hat sich darüber dann aber keiner mehr aufgeregt. *schulterzuck*


Ich bin halt auch schon eine Weile aus der Grundschule raus und hab wenig Ahnung, wie das in den letzten Jahren gehandhabt wurde. Wir haben doch hier aber auch einige User im Alter zwischen 15 und 20. Habt ihr überhaupt noch Schönschreibunterricht gehabt (mit Lehrervorgabe in jedes einzelne Heft, immer mit entsprechender Linierung, nur mit Füller und mit Wiederholungen, bis es deutliche Ähnlichkeit mit der Lehrervorgabe hatte) oder wird einfach "nur" das Schreiben gelernt? Ich glaube nämlich gelesen zu haben, dass es sowas in den letzten Jahren gar nicht mehr gab und da sehe ich auch das Problem bei der Grundschrift: Man wird den Kindern ein paar Mal die Druckbuchstaben zeigen und sie dann damit noch mehr alleine lassen als bisher eh schon und hoffen, dass sie die Buchstaben sinnvoll zu verbinden wissen. Und dann haben wir noch mehr Gekrakel. So wie's eben auch mit der Rechtschreibung läuft, die in den ersten Schuljahren kaum eine Rolle spielt, weil man die Kinder "erstmal nicht in ihrer Entwicklung einschränken möchte" (Zitat Germanistik-Dozent). *augenroll* Es ist nämlich viiiiiiel, viel einfacher, über Jahre trainierte Fehler in höheren Klassen wieder auszubügeln. *neeisklar*


Ich versteh diese Samthandschuhpädagogik einfach nicht, es tut mir leid. *kopfschuettel*
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10

Dienstag, 5. Juli 2011, 22:15

Ich sehe das nicht als Samthandschuhpädagogik, mein Problem ist ja nichtmal primär die "Überforderung" der Schüler. Ich sehe die Vermittlung von "Schönschrift" nur nicht als notwendig an. Dann lieber ab der dritten Klasse 10-Finger-Tippen oder aber, wenn man wirklich auf "handschriftliche" Effizienz trimmen will, gleich Steno (wobei ich zugeben muss, dass ich keine Ahnung hab, ob das ohne vorherige Schreibschrift funktioniert).
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11

Dienstag, 5. Juli 2011, 22:49

Aber du machst ja auch Kringel über die Iiiis. :-P


Das ist lustig, seit wievielen Jahren hast du kein handschriftlich verfasstes Zettelchen von mir bekommen? :-D Da fällt mir ein: so liest du also meine Postkarten?! *augenreib*

Alleinlassen kann man Kinder auch mit der Schreibschrift, das ist dann aber ein ganz anderes Problem. Und ich weiß nicht, ob dann die Druckschrift nicht doch die bessere Wahl ist.
Ich weiß auch nicht, was ich von der Steno-Idee halten soll. Ich fände es problematisch, für die breite Masse ein alternatives Schreibsystem einzuführen. Auch wenn es effektiver sein mag, sinnvoll für den Alltag ist es meiner Meinung nach nicht. Ich kenn mich nicht aus, aber ich glaube Steno verkürzt ziemlich viel, oder (Wortendungen etc)? Und was die Folge davon ist, kann sich dann wohl jeder ausmalen.

12

Dienstag, 5. Juli 2011, 23:48

Alleinlassen kann man Kinder auch mit der Schreibschrift


Deswegen ja meine Frage, ob es in den letzten Jahren überhaupt noch Schönschreibunterricht gab. Ich hab irgendwo gelesen, dass das in den alten Bundesländern schon vor der Wende und in den neuen eben kurz danach abgeschafft wurde und es deshalb sowieso schon seit Jahren mehr und mehr Sauklauen gibt. Insofern wäre mein Problem eher die allgemeine Vernachlässigung des Schreibunterrichts als die Schrift der Wahl, ja.


Ich hab mir noch keine wirkliche Meinung gebildet. Ich freu mich immer, wenn meine Schüler mir getippte Texte geben (auch wenn es da dann wieder andere Probleme gibt), kann das aber auch nicht nur auf die Rahmenrichtlinien der letzten 10 Jahre schieben, weil es oft genug noch schwieriger ist, die Kommentare der Lehrer zu entziffern, die Schreiben wieder auf ganz andere Art gelernt haben. Allein daran kann es also auch nicht liegen, eher dann doch an der vielgelobten Individualisierung. ^^


Aber Schrift hin oder her, ich finde Schönschreibunterricht schon wichtig. Nicht mit dem Ziel, ab der dritten Klasse sämtliche Texte kalligraphieren zu können, sondern als Grundlage. Wenn schon in der ersten Klasse schnuppe ist, wie krakelig die Schrift ist und niemand danach schaut, ob die Buchstaben leserlich sind (und gerade in dem Alter brauchen und wollen Kinder dabei Hilfe), wird das über die Jahre doch nur noch schlimmer. Ich kann doch im Matheunterricht auch nicht einfach kleinere Abweichungen durchgehen lassen ("Naja, eigentlich ist 1+1=2, aber mit 3 bist du ja schon ganz nah dran, supi, mach weiter so!"), bis die Kinder sich an das System der Zahlen gewöhnt haben, um es ihnen dann doch korrekt einzutrichtern. *o_O*


Steno ist allerdings wirklich schwierig, weil es eben doch sehr verkürzt und einen ziemlich hohen Grad an Abstraktion verlangt. (Wiki hat da ganz nette Lesebeispiele.) Die eine oder andere Handschrift sieht zwar auch ohne Stenounterricht so aus, aber die kann man dann eben auch kaum entziffern. ^^
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13

Mittwoch, 6. Juli 2011, 01:01

Ich hab irgendwo gelesen, dass das in den alten Bundesländern schon vor der Wende und in den neuen eben kurz danach abgeschafft wurde


Also ich hab mit meinem Freund gerade die Ost-West-Unterschiede erörtert. Dabei haben wir 1. festgestellt, dass wir tatsächlich verschiedene Schreibschriften gelernt haben (und uns jetzt darüber streiten, welche die richtige ist *loser2* ) und 2. dass er (Jahrgang 83, West) Schönschrift gelernt hat, mit 3 Linien und Schreibübungen; ob es nun viel gebracht hat, sei dahingestellt :-X ). Ich (85, Ost, Grundschule ab 92) hab auch sehr ausführlich noch die Schreibschrift geübt. Das würde dann also deine These widerlegen. Wie es dann später war, kann ich natürlich nicht sagen.

Ansonsten können wir uns zumindest darauf einigen, dass Schreibunterricht wichtig ist. Es werden ja auch, mal abgesehen von der Lesbarkeit, feinmotorische Bewegungen trainiert. Und auch in hundert Jahren wird der Computer die Handschrift ja wohl nicht komplett verdrängt haben *skeptisch*

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »buschi« (6. Juli 2011, 01:06)


14

Mittwoch, 6. Juli 2011, 08:50

In den meisten anderen Ländern geht's übrigens auch ohne Schreibschrift. Amerikaner und Spanier lernen wohl nur die Druckschrift und schreiben, wenn's schnell gehen muss, meist in Großbuchstaben. Es gibt zwar eine (amerikanische) Schreibschrift (die wieder anders als Ost- und Westschrift ist ^^), wo die gelernt wird, weiß ich allerdings nicht.
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15

Mittwoch, 6. Juli 2011, 12:29

Nachdem ich jahrelang kaum noch handschriftlich etwas machen musste, hab ich mir, als es dann wieder auf schnelles Schreiben ankam, auch einen individuellen Schreibstil zugelegt, der aus einer Mischung aus Druck-und Schreibschrift besteht. So geht es einfach am Schnellsten und es bleibt selbst für mich leserlicher als wenn ich nur kursiv wie bei meiner Unterschrift ans Werk ginge.

Das heißt aber noch lange nicht, dass ich mit ein wenig Bemühung keine ansehnliche Schreibschrift mehr hinbekäme, was wohl der Unterschied sein dürfte zu jemandem, der das gar nicht erst gelernt hat.

Durch das grundsätzliche Erlernen bin ich eben in der Lage, auch mal eine Geburtstagskarte oder eine CD in Schönschrift zu bepinseln, und ich möchte gar nicht sehen müssen, was bei solch angestrebten Erleichterungen in ein paar Jahren rauskommt. Auch heute freut sich der ein oder andere über ein paar handgeschriebene Zeilen eher als über Ausgedrucktes.

Ein wesentliches Stück Kulturgut würde in jedem Falle mal wieder verloren gehen. Während in barocker Architektur noch alles verschnörkelt wurde, und wir uns heute vor allem an grauen Betonkästen erfreuen, sieht es beim Schriftbild irgendwie nicht anders aus.

Auch das Schnelligkeitsargument vermag ich nicht nachzuvollziehen. Buchstaben in einem Zug zu verbinden geht immer schneller, als bei jedem Buchstaben jeweils neu anzusetzen. Es braucht halt nur ein wenig Übung, damit es dann auch leserlich bleibt.

Aber vermutlich ist es praktischer und der Globalisierung entsprechend, wenn in ein paar Jahren Unterschriften dann nur noch aus Druckbuchstaben bestehen. Oder gleich jeder 3 Kreuze macht + Fingerabdruck. *skeptisch*


PS: Was das Schönschreiben nach der Wende angeht, werde ich bei Gelegenheit mal meine Mutter fragen, die war ja bis vor Kurzem Unterstufenlehrerin. Vermutlich wurde da aber auch wieder in jedem Bundesland anders verfahren, was ja generell auch wieder so ein Unsinn ist.

Bei einem bin ich mir schon sicher, was sie sagen wird: Wenn in der Grundschule weniger gespielt würde, und dann noch weniger Eltern wahlweise betrunken vor dem Fernseher sitzen oder rund um die Uhr arbeiten würden, somit mehr Zeit für ihre Kinder hätten, wären die auch wieder motivierter, wenn es um Schönschrift geht. :D
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„Mit Psychopathen kann ich nicht arbeiten.“
Tarantino (Reservoir Dogs)

16

Mittwoch, 6. Juli 2011, 15:10

Ich halte "Schönschrift" immernoch für sehr subjektiv. Auch Druckschrift kann gut aussehen, sogar auf CDs oder Geburtstagskarten. Insofern ist das kein Argument für mich, die Schreibschrift zu erhalten. Und wie gesagt, auch Druckschrift bietet viel (mehr?) Potential für Individualisierung.
Was den Vergleich zum Barock angeht: Zeiten verändern sich, Geschmäcker verändern sich, man kann und sollte nicht alles erhalten, nur weil es eben mal Mode war. Komisches Argument. Und was mir dazu sonst noch einfällt: Es ist doch noch gar nicht so lange her, dass sich die Handschrift verändert hat. In Vorkriegszeiten hat man in der Schule noch eine ganz andere Schreibschrift gelernt als wir es getan haben (und die kann man heute nicht mal mehr mit Leichtigkeit lesen). Insofern ist "unsere" Schreibschrift auch kein traditionsreiches, seit jeher dagewesenes Kulturgut, dass man bloß nicht verändern darf *schulterzuck*
Was das Verbinden der Buchstaben angeht: das mag ein Argument sein. Ich kann mir vorstellen, dass gerade wenn man anfängt, Schreiben zu lernen, die Abstände zwischen einzelnen Buchstaben und Wörtern schwer zu unterscheiden sein könnten, dass man also einzelne Wörter schlecht erkennen könnte. Allerdings kommt da wieder die ausreichende Übung ins Spiel, mit der das kein dauerhaftes Problem sein sollte.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »buschi« (6. Juli 2011, 15:13)


17

Mittwoch, 6. Juli 2011, 15:20

n Vorkriegszeiten hat man in der Schule noch eine ganz andere Schreibschrift gelernt als wir es getan haben


Richtig, deine Oma hat in der Schule noch Sütterlin gelernt - und wieder vergessen. :-D Kann mich daran erinnern, dass sie mich vor etwa 10 Jahren mal gefragt hat, ob ich ihr die noch mal zeigen könnte.


Ansonsten ist die Diskussion um Schön- oder Unschönschrift auch keine neue. Ich kenne auch einige Ältere, die behaupten, dass lesbare Schreibschrift mit der Abschaffung dieser Sütterlinschrift verloren ging.
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18

Mittwoch, 6. Juli 2011, 17:56


Aber Schrift hin oder her, ich finde Schönschreibunterricht schon wichtig. Nicht mit dem Ziel, ab der dritten Klasse sämtliche Texte kalligraphieren zu können, sondern als Grundlage. Wenn schon in der ersten Klasse schnuppe ist, wie krakelig die Schrift ist und niemand danach schaut, ob die Buchstaben leserlich sind (und gerade in dem Alter brauchen und wollen Kinder dabei Hilfe), wird das über die Jahre doch nur noch schlimmer. Ich kann doch im Matheunterricht auch nicht einfach kleinere Abweichungen durchgehen lassen ("Naja, eigentlich ist 1+1=2, aber mit 3 bist du ja schon ganz nah dran, supi, mach weiter so!"), bis die Kinder sich an das System der Zahlen gewöhnt haben, um es ihnen dann doch korrekt einzutrichtern. *o_O*

Es geht doch aber niemandem darum, die Kinder "krakeln" zu lassen, wie sie wollen, auch die vorgeschlagene Druckschrift wäre doch normiert. Und imho wohl auf Anhieb leserlicher als jede Schreibschrift.

Und der Vergleich zu Mathe hinkt etwas, schliesslich steht da "Pferd" und nicht "Fert", egal welche Schrift ich benutze. Und du würdest dem Schüler ja auch keinen Punkt abziehen, weil er die Vier anders schreibt als sein Nachbar.
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19

Mittwoch, 6. Juli 2011, 18:21

Buschi: Klar kann man auch mit Druckbuchstaben „schön“ schreiben, aber es ist doch trotzdem eine künstlerische Gestaltungsmöglichkeit weniger, wenn die Schreibschrift wegfällt. Und klar ändern sich mit Epochen Geschmäcker. Nur welchen Ersatz/Fortschritt haben wir denn anzubieten außer dem Computerausdruck? Deshalb wär ich eben ganz froh, wenn es die Schreibschrift auf die Liste des Weltkulturerbes schaffen würde. Ist ja leider all zu häufig nötig, damit nicht irgendwann alles grau ist. Weil jeder Zweite die gleiche Jacke anhat. Geschmäcker und so… ^^
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20

Mittwoch, 6. Juli 2011, 19:47

Etwas zum Weltkulturerbe zu erklären, heisst zugeben, dass es Vergangenheit ist.

Aber irgendwie passt es. "Heutige" Kinder zur Schreibschrift zu zwingen wäre aus der Sicht ähnlich albern, als würde man "heutige" Bauherren zwingen im Stile des Kölner Doms zu bauen.
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