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Freitag, 8. Juli 2011, 22:31

Scripted Reality = Lügenfernsehen?

Ich wette, niemand wird sich hier freiwillig als Zuschauer von Formaten wie "Mitten im Leben", "Die Schulermittler" & Co outen, trotzdem weiß wahrscheinlich jeder, was unter "Scripted Reality" zu verstehen ist: Laiendarsteller tun so, als wären sie gar keine Laiendarsteller und präsentierten uns stattdessen ihr echtes Leben zwischen Hartz IV und V (*o_O*) und spielen das Ganze dabei so schlecht, das eigentlich von Anfang an klar sein müsste, dass das nicht mal der Realität im klischeehaftesten Berliner Plattenbau entsprechen kann.


Der NDR hat diesem Thema eine Folge von "Panorama" gewidmet - unter dem Titel "Lügenfernsehen" überrascht es dann auch nicht, dass die Machenschaften der Privatsender mehr als negativ dargestellt werden. Sie kämen ihrem Informationsauftrag nicht nach, verwischten wissentlich die Grenzen zwischen Realität und Fiktion und spielten so mit dem Zuschauer, heißt es da. Die Moderatorin besucht verschiedene Familien, die den Drehalltag anders schildern als die RTL-Redakteure und versucht zu verstehen, warum sie sich dennoch darauf eingelassen haben. Die Ankündigung klang allerdings interessanter als die Sendung tatsächlich war. Wer halbwegs kritisch mit sämtlichen Medien umgeht, wird dort kaum neue Informationen finden. (Wen's trotzdem interessiert: zu sehen gibt's die Wiederholung morgen um 10 noch mal in der ARD oder hier online.)


Was haltet ihr von solchen Formaten? Kuckt ihr's vielleicht doch? :-D Und wenn ja, warum nicht? Seht ihr ähnliche Probleme wie von Panorama aufgezeigt wurden oder liegt die Verantwortung ganz woanders?
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Rule #3: Don't believe what you're told. Double check.
Rule #7: Always be specific when you lie.
Rule #8: Never take anything for granted.
Rule #38: Your case, your lead.

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Samstag, 9. Juli 2011, 03:09

Die einzige Frage, die mich immer bescäftigt ist die, warum die Leute mitmachen. Ist es die mangelnde Intelligenz, der Glaube an eine Karriere als Schauspieler *rofl* , die Möglichkeit im TV zu sehen zu sein oder doch ganz einfach das Geld (wobei ich mir nicht vorstellen kann, dass viel bei rumspringt)? Ich tippe leider auf 1. und da weiß man dann wieder nicht, ob man einfach nur Mitleid mit den Leuen haben soll.

Von der Panoramasendung hab ich leider nur die letzten paar Minuten gesehen. Mal schauen, vielleicht schaffe ich es, morgen nochmal reinzuschauen bzw vielleicht ergibt sich eine Gelegenheit, mir die Sendung nochmal online anzuschauen. *schulterzuck*

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »buschi« (9. Juli 2011, 03:35)


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Samstag, 9. Juli 2011, 09:15

Ich hab mir die Sendung jetzt mal noch nicht angesehen - ist mir noch zu früh für bewegte Bilder ^^.
Aber ich glaube mich zu erinnern, dass ich sowas Ähnliches schon mal bzgl. "Frauentausch" gesehen habe. Es wurde aufgedeckt, dass RTL II tolle Scripts für die Tauschfamilien ausstellt. Die eine Familie sollte sich geben wie die absolut perfekte Sauberfamilie, das zu tauschende Gegenstück sollte sich benehmen wie der letzte Assiclan. Damals wusste ich schon nicht, was ich davon halten soll. Ob mir die "Schauspieler" leidtun sollen oder ob sie einfach selber schuld waren. Ist schwer zu sagen. Ich kann nur sagen, dass ich bei sowas wohl eher nicht mitmachen würde. Ich gehe lieber arbeiten für mein Geld. :-D

Allerdings gebe ich offen zu, dass ich manchmal beim Durchzappen bei "Mitten im Leben" und Konsorten hängenbleibe. Schlicht und ergreifend, weil's so schön einfach ist und man sich davon nur berieseln lassen und nicht mitdenken muss. Nur, wenn die dann anfangen, sich zu streiten und vollzueimern und mit ihren fürchterlichen Weiberstimmen alle durcheinanderschreien, kann ich es meistens nicht mehr ertragen und mache die Glotze aus. xD
Vermutlich machen die privaten Sender das der Einfachheit wegen. Man kriegt fast niemanden mehr vor die Glotze, wenn anspruchsvolles Fernsehen läuft. Die Masse braucht es einfach und das nutzt der Privatsender aus, um die Quoten zu halten/steigern. Ist zumindest so meine Vermutung. Es will keiner mehr beim Fernsehen den Grips anstrengen und den Geist bemühen.
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sounds control your mind

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Samstag, 9. Juli 2011, 10:03

Also als Erstes, ich schaue seit 2007 kein Fernsehen mehr zu Hause. Die betroffenen Sendungen kenne ich höchstens aus einem Stream.

Ich finde solche Sendungen gefährlich, da sie durch ihre schiere Masse und ständige Wiederholung Klischees bestätigen und damit Meinungen verfestigen. Jeder Empfänger von Hartz IV muss doch befürchten mit jenen Schauspielfiguren verglichen zu werden. Diejenigen, die noch nicht "sozial abgestiegen" sind, hoffe nicht auch so zu "Enden". Das ist aus meiner Sicht Ausübung von Macht. Ob dies gewollt ist oder nicht, sei erst einmal dahin gestellt.

5

Samstag, 9. Juli 2011, 12:09

oO Ein weites Feld.

In der Zeit stand letztens mal ein Interview mit der RTL-Chefin. Was die dort sagte, war das Übliche, womit sich ja auch die Bild immer wieder brüstet: Man schaffe keine neuen Bedürfnisse, sondern befriedige lediglich die, die ohnehin vorhanden sind.

Nur, dass das eben so nicht ganz stimmt. Natürlich lässt man sich nach einem anstrengenden Tag auch gerne mal einfach nur berieseln, und natürlich kriegt es eine große sensationslüsterne Masse nicht spektakulär genug. Die stumpft aber eben auch immer mehr ab, so dass die Bedürfnisse nach immer Extremerem lechzen, man sich ansonsten langweilt – alles schon gesehen.

Die Leude machen bei den Sendungen aus den unterschiedlichsten Gründen mit: wegen Geld, weil man ihnen tolle Geschenke und Karriere verspricht (ich sag nu Heidi Klums Topmodel-Show), aus Spaß, und vor allem, weil sie das, was da auf sie zukommt, überhaupt nicht überblicken.

Seitens der Sender wird mit unterschiedlichen Methoden gearbeitet. In den Nachmittags-Shows mit Absprachen für das perfekte Kasperletheater, aber auch gerne mal mit Verarsche der Darsteller.

Es hat mal eine Familie aus Dessau bei Frauentausch mitgemacht. Denen erzählte RTL, wie schick und toll ihre Wohnung sei incl. weiterer Komplimente, und die Dreharbeiten ließen auch noch keinen Argwohn aufkommen. Bei der Sendung fiel die Familie dann fast vom Stuhl, weil natürlich nur Negatives so aus dem Zusammenhang gerissen geschnippelt wurde, dass sie dargestellt wurden wie der letzte Pöbel. Daraufhin konnten sie sich in der Stadt nicht mehr sehen lassen, täglich der Briefkasten voller Hasspost, das Haus beschmiert usw., so dass sie am Ende weggezogen sind.
Diese Sendungen sind also gleich doppelt gefährlich, wie Stefan schon sagte.

Anlass zur Schaffung von Art. 1 GG – der Menschenwürde – war u.a., dass es eine Sportveranstaltung gegeben hatte namens Zwergenweitwurf, wo sie mit Lilitputanern warfen. Die hatten da auch kein Problem damit und fanden das vermutlich lustig. Auf staatlicher Seite gelangte man da aber zu der Erkenntnis, dass man die Menschen ab und zu vor sich selber schützen muss – die Veranstaltung wurde verboten.

Und genau da ist der Staat auch in der Pflicht einzuschreiten, was er m.E. zu wenig tut (außer bei Filmen und Computerspielen, wo es wirklich schon lächerlich ist), denn inzwischen sind wir ja im Dschungelcamp angekommen.

Ganz im Gegenteil hab ich das Gefühl, dass sich auch die öffentlich-rechtlichen Sender, die ja laut GG sogar noch einen Bildungsauftrag haben, immer mehr quotenorientiert den Privaten annähern. Ich bekomme das nur am Rande mit, weil ich auch seit Jahren kein Fernsehen mehr habe, und auch nichts vermisse, aber wenn ich mal was sehe, reicht es mir auch gleich wieder.

Gerade erst letztens zur Fußball-WM vom ZDF: Gehen sie online, dort können sie die Spielerinnen bewerten. Was soll das?
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„Mit Psychopathen kann ich nicht arbeiten.“
Tarantino (Reservoir Dogs)

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Samstag, 9. Juli 2011, 13:56

Ich bleib beim Zappen auch mal ne (halbe) Minute dort hängen - allerdings eher in Schockstarre ob dieser dermaßen schlechten "Schauspielerei". Vielleicht traue ich dem Durchschnitts-RTL-Zuschauer zu viel zu, aber ich begreife einfach nicht, dass tatsächlich irgendjemand glaubt, dass das echt sein soll. Ich kann mir zwar gut vorstellen, dass das als "Aufwertungsfernsehen" funktioniert und dass das eigene Leben gar nicht mehr so trostlos erscheint, wenn man sieht, wie schlecht es anderen geht und wie viel dümmer sie doch sind. Das funktioniert mit Filmen und TV-Serien doch aber genauso und darüber beschwert sich doch auch keiner. *schulterzuck*


Natürlich suchen sich die Produktionsfirmen für "Mitten im Leben" Darsteller, die sich leicht Honig ums Maul schmieren lassen und für die das Geld ("ein paar hundert Euro" pro Folge, hieß es in Panorama) umso verlockender ist, weil sie den Stundenlohn in keinem anderen Job bekämen. Solang sich aber beide Seiten an ihre Absprachen halten, ist das doch auch in Ordnung. Problematisch finde ich dann eher, dass erst das eine versprochen und dann alles ganz anders dargestellt wird (siehe corvis' Beispiel) und an der Stelle sollte man vielleicht ansetzen und z.B. dafür sorgen, dass nicht automatisch alle Rechte an RTL abgetreten werden. Ich denke, die meisten Darsteller wissen überhaupt nicht, was diese Vertragsklausel für sie bedeutet, und dass RTL damit spielt, ist das einzig verwerfliche an der Sache.
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7

Samstag, 9. Juli 2011, 17:11

Beim RTL-Nachmittagsprogramm ist es sicherlich extrem einfach zu erkennen, dass es sich um (schlechte) Schauspielerei handelt. Allerdings gibt es ja auch andere Formate, bei denen es nicht so einfach erkennbar ist (vorallem wenn man jetzt nicht mit einer "überdurchschnittlichen" Intelligenz gesegnet ist). Was ist zB mit dieser Wohnungssuchsendung? Oder den Auswandererformaten? Das perfekte Dinner? Ich denke hier ist wesentlich schwerer ersichtlich, was "real" und was gescriptet ist.

8

Samstag, 9. Juli 2011, 17:44

Sicher, aber man muss sich doch darüber im Klaren sein, dass das so, wie wir es zu sehen bekommen, nie an einem Stück gedreht worden sein kann. Da finden Perspektivwechsel statt, die so nicht funktionieren, ohne dass irgendwo ein Kamera-/ Mikro-/ Lichtmensch ins Bild kommt, und trotzdem setzt das Gespräch genau da an, wo es in der vorherigen Einstellung aufgehört hat, Darsteller werden aus der Situation rausgenommen und dazu befragt etc. pp. Meistens (gerade bei diesen Maklersendungen) steht aber im Vor- bzw. Abspann, dass es sich um nacherzählte/ (teilweise) frei erfundene Geschichten handelt. Das ist, zugegebenermaßen, mal mehr und mal weniger gut lesbar und vielleicht sollte man die Sender dazu zwingen, diese Hinweise deutlicher zu gestalten. Für Panorama wäre aber wohl nur ein durchgehend eingeblendeter Hinweis à la "Dauerwerbesendung" annehmbar, was widerrum Blödsinn ist, solange es das nicht pauschal für alle Sendungen gibt. Und wer will sich seinen mitternächtlichen Film schon mit einer Dauereinblendung "Dieser Film ist für Zuschauer unter 16 Jahren nicht geeignet." (am besten quer übers ganze Bild *o_O*) verderben lassen? *schiel*


Das Argument verstehe ich nur, wenn als (mehr oder weniger) seriös bekannte Formate zweckentfremdet werden. Pro7 hat, als Werbung für "Fringe", mal seinen echten Nachrichtensprecher in die echte Nachrichtenkulisse gesetzt und ihn von einer sehr seltsamen, alienmäßigen Geburt berichten lassen, ohne das irgendwie zu kennzeichnen (auch in der Panorama-Folge zu sehen) - und das fand ich schon sehr grenzwertig. Ich kann mir gut vorstellen, dass es da einige verängstigte Zuschauer gab.


Ich denke, wir sollten uns vor allem darum bemühen, unsere Medienkompetenz zu erweitern, statt immer nur auf die Sender zu schimpfen. Viele Eltern kümmern sich nicht darum, was ihre Kinder den lieben langen Tag im TV schauen bzw. haben selbst nie gelernt, kritisch damit umzugehen. Würde man an dieser Stelle ansetzen, liefen den Sendern die Zuschauer eh bald in Scharen weg und sie müssten sich was neues einfallen lassen. Außerdem lässt sich diese Medienkompetenz auch ganz prima auf das Internet anwenden - und da gibt es noch mehr Nachholbedarf. Jedes Kind lernt in der Schule, dass es verschiedene Arten von Büchern und Literatur gibt, welchen gedruckten Informationen man vertrauen kann und welche man eher kritisch betrachten sollte. Statt das aber auf den Deutschunterricht zu beschränken, wäre es zeitgemäß, das auf alle Medien übertragen im Ethikunterricht bzw. (um alle Schüler zu erreichen) gar in einem ganz eigenen Fach zu unterrichten.
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9

Samstag, 9. Juli 2011, 19:01

Es gibt auch noch feine, aber entscheidende Unterschiede zwischen Script-TV-Formaten. So gesehen ist jede Arte-Doku gescriptet, da man sich auch dort die Orte, Menschen, Situationen raussucht, die zur erwünschten Aussage des Formats führen. Letztendlich ist der Verweis auf Medienkompetenzen entscheidend. Leider fallen Frauentausch und Co. auch bei objektiver Medienbewertung einfach durch. Und es stimmt, schade, dass es im TV keine Kontrollinstanzen wie USK und FSK gibt. Aber die beiden sind ja von der Branche auch selbst eingesetzt und gewollt. Entweder verdienen Fernsehmacher zuviel oder noch zu wenig Geld um sich da einzureihen.

Persönlich begrüße ich Malkavians Abstinenz. Mir hat es auch in keinster Weise geschadet, gar keinen TV-Anschluss mehr zu haben. Aus medienpädagogischer Sicht ein gute Entscheidung.

10

Samstag, 9. Juli 2011, 19:19

So gesehen ist jede Arte-Doku gescriptet, da man sich auch dort die Orte, Menschen, Situationen raussucht, die zur erwünschten Aussage des Formats führen.


Das ging mir besonders beim Schauen dieser Panorama-Sendung durch den Kopf. Dort wurde, wahrscheinlich um den Eindruck eines überhaupt nicht geplanten, total spontanen Interviews zu erwecken, plakativ der Kameramann (natürlich von einem anderen, nicht sichtbaren Kameramann, wie sonst *o_O*) gefilmt, wann immer eine der "Opferfamilien" besucht wurde. Natürlich ist nicht jedes Vorgespräch für den Zuschauer interessant, aber gerade durch diese Darstellung bedient sich der NRD letztendlich auch nur der Pseudorealität, die RTL wenigstens mit einem ganz kurze Hinweis kennzeichnet und hinterlässt bei aller berechtigter Kritik einen ziemlich faden Beigeschmack.
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Samstag, 9. Juli 2011, 19:26

That's business. Mir fällt doch auch keine Ausnahme ein. Keiner kann es sich finanziell oder qualitativ leisten, die Kamera einfach nur drauf zuhalten.

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Samstag, 9. Juli 2011, 19:37

Eben. Wär ja auch stinklangweilig, wackelig und würde keiner sehen wollen. Aber darüber muss man sich doch, wenn man TV schaut, im Klaren sein. Medienkompetenz eben. *schulterzuck*
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Samstag, 9. Juli 2011, 23:27

Wieviel Medienkompetenz kann man in einem Land erwarten, in dem die Bild eine der auflagenstärksten Zeitungen ist? *schulterzuck*
Der Ansatz ist sicherlich der richtige, aber wohl eher eine Illusion. Das Fach Medienkompetenz in der Schule wäre sicherlich auch hilfreich, aber allein die G8-Diskussionen der letzten Zeit zeigen doch, dass da kein Weg hinführen wird. Die armen kleinen Schüler sind doch jetzt bereits völlig überfordert, wenn sie den ganzen Stoff in 12 Jahren schaffen sollen Wie haben wir das bloß geschafft, trotz 12 Jahren, über die nie diskutiert wurden, halbwegs vernünftig gebildete Menschen zu werden?!
Ich denke, irgendwann werden diese Formate, genauso wie damals die ganzen Talkshows (über die es ja mehr oder weniger die gleichen Diskussionen gab) einfach wieder verschwinden und der nächste Mist wird kommen.

14

Sonntag, 10. Juli 2011, 07:22

Schule hat doch (noch) gar keine Konzepte, um den Umgang mit modernen Medien zu vermitteln. Oder es ist nicht gewollt/ als wichtig genug angesehen. Fernsehen gibts immerhin nicht erst seit 10 Jahren.

Aber macht auch nix, denn Medienkompetenzen müssen vor allem auch vorgelebt werden, d.h. die Eltern müssen erstmal selbst bewusst damit umgehen.
Dass das schwierig ist, wenn BILD und RTL2 doch einer breiten Masse zusagen, ist leider sonnenklar.

15

Sonntag, 10. Juli 2011, 10:53

Was ist zB mit dieser Wohnungssuchsendung? Oder den Auswandererformaten? Das perfekte Dinner? Ich denke hier ist wesentlich schwerer ersichtlich, was "real" und was gescriptet ist.



Eine Freundin von mir hat Fernsehtechnik studiert und war danach auch an solchen Sendungen beteiligt. Auch solche Formate, wie Du sie nennst, haben geskriptete Szenen. Auch diese Auswandererserien und was es nicht alles gibt. Genannte Freundin hat diesen verlogenen Scheiss auch nicht lange mitmachen wollen und dreht nun Dokus in wunderschönen Landschaften.
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Before criticizing someone, you should walk a mile in their shoes.
That way, when you criticize them, you're a mile away
and you have their shoes.

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Sonntag, 10. Juli 2011, 13:01

Schule hat doch (noch) gar keine Konzepte, um den Umgang mit modernen Medien zu vermitteln. Oder es ist nicht gewollt/ als wichtig genug angesehen. Fernsehen gibts immerhin nicht erst seit 10 Jahren.


Da würde mich interessieren, was die Lehramtsstudenten sagen. Ich hatte zumindest immer den Eindruck, dass das in Zukunft vermehrt in den Unterricht eingebunden werden soll. Wäre interessant, ob sich der kritische Umgang bei dem Vorhaben auf Bildchen suchen und wikipedia befragen beschränkt *g*


Was ist zB mit dieser Wohnungssuchsendung? Oder den Auswandererformaten? Das perfekte Dinner? Ich denke hier ist wesentlich schwerer ersichtlich, was "real" und was gescriptet ist.



Eine Freundin von mir hat Fernsehtechnik studiert und war danach auch an solchen Sendungen beteiligt. Auch solche Formate, wie Du sie nennst, haben geskriptete Szenen. Auch diese Auswandererserien und was es nicht alles gibt. Genannte Freundin hat diesen verlogenen Scheiss auch nicht lange mitmachen wollen und dreht nun Dokus in wunderschönen Landschaften.


Eben, genau deswegen sprech ich die Formate ja an. Mir war das durchaus bewusst, dass die genauso wenig "real" sind, wie das was es bei RTL gibt. Ich gehe allerdings jede Wette ein, dass sich viele Leute darüber nicht im Klaren sind, auch wenn sie die RTL-Shows als gescriptet "entlarven" können. Ich finde bei den von mir angesprochenen Sendungen ist es deutlich schwieriger, das herauszusehen. Ich bin mir allerdings nicht sicher, woran das liegt. Vielleicht daran, dass es normale Interviews waren, die "lediglich" in die gewünschte Richtung gelenkt wurden und aus denen dann die gewünschte Story/Stereotypen zusammengebastelt wurde? (Das wäre dann wieder die Verwerflichkeitsstufe 2, als Beispiel fiele mir ein Zeugenbericht *g* zum Perfekten Dinner ein) Vielleicht, weil die Schauspieler besser gewählt sind? (eher unwahrscheinlich :D) *schulterzuck*

Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »buschi« (10. Juli 2011, 13:05)


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Sonntag, 10. Juli 2011, 13:35

Ich kann dir zumindest aus Sicht von Medienpädagogen sagen, dass im Schulsystem in der Regel kein Geld für derartige "Zusatzleistungen" bereit gestellt wird. Genau wie bei Schul-Sozialpädagogen. Wenn es sowas mal gibt, dann hat man meist eine gute Schulleitung, ein alternatives Schulkonzept oder einen triftigen Grund, eine halbe Stelle mit externen Fachleuten aus dieser Richtung zu besetzen ^^. Studierte Medienpädagogen jedenfalls sehen Schüler mehr außerhalb der Schule und Eltern und Lehrer nur, wenn diese müssen. Und selbst dann ist die erfolgreiche Vermittlung und Aktivierung von Medienkompetenzen nochmal eine ganz andere Sache. Man muss halt selber wollen, was auf einen Großteil der Eltern-Generation nicht zutrifft. Wer sich dort für Medien interessiert, hat auch von alleine einen Einblick, wem der Kram egal ist, kannst du nur schwer motivieren.

18

Sonntag, 10. Juli 2011, 13:42

Zitat von »aoi«

Schule hat doch (noch) gar keine Konzepte, um den Umgang mit modernen Medien zu vermitteln.


Doch, die gibt es - theoretisch zumindest. Die Rahmenrichtlininen (für Deutsch am Gymnasium in Sachsen-Anhalt, z.B. (S. 47)) empfehlen, den Schülern "unterschiedliche Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten" vorzustellen und "traditionelle sowie moderne Techniken der Informationsbeschaffung" zu nutzen. Dazu gehört u.a. auch, den Umgang mit PowerPoint zu trainieren.


Das Problem ist aber, dass RRL zum einen nicht verbindlich sind und die meisten, (nicht nur) älteren Lehrkräfte zum anderen selbst keine Ahnung von modernen Medien haben. Und das, was Lehramtsstudenten im Studium lernen, ist absolut lachhaft: in der Fachdidaktik (zumindest bei Deutsch und Englisch) spielt sowas so gut wie gar keine Rolle (wenn überhaupt, dann die Nutzung von Online-Bibliothekskatalogen \o/) und in 2 Tagen "Medienpraxis" (die jeder LA-Student belegen muss) gibt's grade so Zeit für PowerPoint (mit Fokus auf möglichst bunten Präsentationen). Wikipedia ist sowieso der größte Feind der Unis, also darf das auch unter überhaupt gar keinen Umständen auch nur erwähnt werden.


Dass das alles absolut an der Lebenswelt der Schüler vorbeigeht und es überhaupt nicht mehr zeitgemäß ist, sich dagegen zu verschließen, hat man in der Praxis also tatsächlich noch nicht verstanden.
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19

Sonntag, 10. Juli 2011, 13:50

Powerpoint ist eine Seuche! Ich kann es nicht mehr hören und will es nicht mehr sehen!

20

Sonntag, 10. Juli 2011, 14:00

Zitat von »aoi«

Schule hat doch (noch) gar keine Konzepte, um den Umgang mit modernen Medien zu vermitteln.


Doch, die gibt es - theoretisch zumindest. Die Rahmenrichtlininen (für Deutsch am Gymnasium in Sachsen-Anhalt, z.B. (S. 47)) empfehlen, den Schülern "unterschiedliche Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten" vorzustellen und "traditionelle sowie moderne Techniken der Informationsbeschaffung" zu nutzen. Dazu gehört u.a. auch, den Umgang mit PowerPoint zu trainieren.



Na wenn das ein adäquates Konzept ist. In wenigen Schulen wird der Informatik-Unterricht, in "Medienunterricht" umgemodelt. Das klappt aber nur, wenn der Lehrer was drauf hat. Außerdem geht es ja nicht nur um das Erlernen der Software, selbst wenn es Office ist. Das bekommen Kids von heute selbst hin, spätestens nach der Schule, wenn sie es brauchen. Die Erziehung hin zu selbstbestimmten und kritischen Rezipienten ist so viel mehr. Das schafft Schule gar nicht alleine.

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