Die Super Nanny steht wieder unter Beschuss
http://fernsehkritik.tv/folge-77/Start/
Danach brauchte ich eine Weile um die Vorwürfe der Familie einzuordnen.
Niemand hat im Beitrag zu 100% behauptet,dass der Hund vom Produktionsteam vergiftet wurde. Es wurde lediglich ein Verdacht geäußert den man nach eigenen Aussagen nicht beweisen kann. Aber alleine der mitgehörte Dialog zwischen dem Produktionsteam zeigt doch schon, wie skrupellos in der Branche gearbeitet wird. Schlimm finde ich es wieder mal,dass man der Tochter vor laufender Kamera mitgeteilt hat dass der Hund verstorben sei. Hier kommt ja klar zum Vorschein,wie krank solche ominösen Produktionsfirmen sind.
Schon allein aus Respektgründen sollte ein Fernsehteam die Kamera abschalten. Aber Knebelvertrag sei dank dürfen RTL schalten walten wie sie wollen.
Anderseits macht mich das schon stutzig wie hoch die Stromkosten waren. Irgendwie utopisch...etwa 900 Glocken. Oo Kenne mich aber auch nicht mit der Technik aus. Wobei ich einen 400 Watt Strahler gut gebrauchen könnte...
Und ein älterer Fall. Folgendes lässt sehr tief blicken
HIER
und hier
Abgesehen davon, dass die Verfügungsklägerin an keiner Stelle konkret dargelegt hat, welche Szenen auf Grund eines Drehbuchs oder Regieanweisung gespielt worden seien, ist zu bedenken, dass sowohl die Verfügungsklägerin als auch ihre Mutter das Format der Sendung "Die Super-Nanny" kannten. Sie waren über Art, Zweck und Umfang der geplanten Verwendung des Bildmaterials aufgeklärt worden. Zudem war ein Casting in ihrer Wohnung durchgeführt worden. Danach musste auch der 15-jährigen Verfügungsklägerin klar geworden sein, dass die Sendung "Die Super-Nanny" keinen Dokumentarfilm darstellt. Es entspricht dem filmischen Konzept, eine Konfliktsituation zwischen Kindern und Eltern zunächst wiederzugeben und diesen Konflikt durch Einflussnahme der "Super-Nanny" zu lösen oder zu entschärfen. Dass die - notwendige - Konfliktdarstellung durch Handlungsanweisungen des Produktionsleiters konkretisiert und - möglicherweise - übertreibend gefördert worden sind, liegt in der Natur der Sache. Das Produktionsteam konnte nicht wochenlang darauf warten, dass sich in einem unbeobachteten Moment eine Konfliktsituation zwischen Mutter und Tochter entlud.
Bemerkenswert ist hier die Feststellung, daß "Die Super-Nanny" nicht als Dokumentarfilm bezeichnet wird, also eine Pseudo-Doku darstellt. Den Punkt mit dem filmischen Konzept habe ich deshalb hervorgehoben, da in diesem Kontext vollkommen ersichtlich ist, wie das Prinzip funktioniert. Die Dramaturgie ist im Grunde genommen immer dieselbe - ich habe mir heute nochmal einige Folgen auf YT angesehen. Man hat die vollkommen desolate Anamnese durch die "Super-Nanny" am Anfang, eine dramatische Zuspitzung zum Mittelteil - das Kind stellt irgendetwas an, die Mutter verhält sich irgendwie komisch, etc. - und eine zuversichtliche, positive oder überschwengliche Auflösung am Ende. Das dramaturgische Prinzip ist nicht "volatil" - es ist nicht veränderlich. Auch wenn bsplw. bei "Raus aus den Schulden" ein ähnliches Prinzip erkennbar ist, so merkt man hier, daß der Zusammenschnitt eine größere Rolle spielt - und häufig haben wir am Ende den verzagt 'dreinblickenden Zwegat, der bekennt, daß er hier noch alle Hände voll zu tun habe - d.h., wir haben zwar auch den Versuch, das Resultat positiv darzustellen, aber nicht in einer glatt gebügelten, verklärenden Weise, wie es bei der "Super-Nanny" in der Regel der Fall ist.
Was will ich mit all dem Kram, den ich hier schreibe aussagen? Nun, die Leute, die den Kram drehen, planen, assistieren, wissen ja, was sie da drehen - nämlich keine Dokumentation, sondern eine Pseudo-Doku, die ein dramaturgisches Prinzip erfüllen soll, das geliefert werden muß. Gehe ich mit der Einstellung daran, daß das Geschehen im Grunde genommen eine einzige Leinwand ist, daß es eine Fiktion per se darstellt, dann nimmt es mich nicht wunder, wenn einige Leute irgendwann zwischen Fiktion und Realität nicht mehr zu unterscheiden imstande sind.
Heißt, daß sie die Personen, die da vor ihnen sitzen, primär als "Acteure" begreifen, die sie in eine bestimmte, für die Aufnahme positive Richtung zu schieben haben - denn all das, diese ganze Ausnahmesituation, ist ja sowieso nicht echt. Es hat alles etwas Surreales - die Leute streiten sich, weil Du es sagst. Die Leute beleidigen sich, weil Du es ihnen sagst. Die Leute sagen DInge, die sie sonst nicht sagen würden. Im Grunde genommen ist das alles eine Show - aus Deiner Sicht. Daß das für den vertraglich Geknebelten eine Tortur ist, dafür verlierst Du die Perspektive, denn es ist ja DEINE Leinwand - Du bist Teil der Regie.
Daß man in so einer konfusen, surrealen Situation irgendwann die Grenzen nicht mehr einordnet, sich eventuell sogar einredet, der Hund stünde ja wieder auf... Eines darf man dabei nicht außer Acht lassen: Diese Pseudo-Dokus zerstören ja bereits reale Leben -, ein Kind wurde in amtliche Obhut gegeben (ich glaube, jetzt kam ein weiteres hinzu, in der aktuellen Folge, die ich nicht gesehen habe - war nur bei YT heute aktiv mit dem Anschauen), Familien, die an ähnlichen Formaten teilgenommen haben, bekamen Morddrohungen, viele andere Familien wurden endgültig entzweit.
Das einige immer wieder Naivität oder gar Dummheit vorwerfen, da die Betroffenen sich mit den Verträgen haben einwickeln lassen, finde ich auch armselig. Nur weil einige aufgeklärt genug sind, dass einiges daraus nicht sein darf/dürfte, weiß das nicht automatisch auch jeder andere. Statt Naiv fällt mir hier eher das Wort Dreist ein, wenn ich daran Denke, wie die Produktionsfirmen so etwas ausnutzen. Schon allein der Gedanke wie reißerisch RTL/Saalfrank den Zuschauern ständig mit surrealer Suggestion winkt - und die Protagonisten als was darstellt was sie nicht sind - ist krank.