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Mittwoch, 27. Juli 2011, 02:56

Zerreißprobe

Verschwitzt und mit pochendem Herzen liege ich in einem Bett auf dem
Rücken. Weiß nicht, was zuvor geschah. Nur ein drückender Schmerz in
meiner Brust. Benommen versuche ich die Situation zu verstehen. Mein
Herz rast und ich atme schnell und flach. Ich öffne zögernd die Augen
und versuche etwas zu erkennen. Es bleibt dunkel, aber der Raum
schattiert sich. Nichts scheint hier zu sein. Keine Fenster. Selbst eine
Tür kann ich nicht erkennen. Mein Blick versucht die Quelle meiner
Schmerzen ausfindig zu machen. Irgendetwas liegt auf meiner Brust. Es
sieht aus wie ein Stein. Rätselhaftes tut sich auf, begleitet von
aufkommender Unheimlichkeit. Ich will den Stein wegnehmen, damit es
nicht mehr so weh tut. So versuche ich also meinen rechten Arm anzuheben
– nichts passiert. Womöglich ist er eingeschlafen. Mein Blick wendet
sich vom Stein ab und wandert leicht nach rechts. Aus Unscharfem wird
ein deutlicherer Umriss. Ein Schauder rast durch meinen Körper. Mein
Atem überschlägt sich und quält die Brust an den Rand der Erschöpfung.
An der Stelle, wo mein Arm sein sollte, ragt nur ein Stumpen aus meiner
Schulter. Hektisch rasen meine Augen auf die andere Seite meines
Oberkörpers – dasselbe Bild.

Ruhig bleiben! Ruhig atmen! Ruhig nachdenken! … ich erinnere mich.

Ich
verstehe nicht wie, aber ich lag in deiner Umarmung, völlig losgelöst
und unbedroht. Ich verstehe nicht warum, aber du hast dich so plötzlich
von mir gerissen, dass ich keine Zeit mehr hatte loszulassen.

Der
Druck auf meiner Brust wird stärker. Die aufgekommene Erinnerung setzt
sich einer Dampfwalze gleich auf den Stein. Wenn ich nicht wüsste, dass
es hier dunkel ist, wäre mir vor Betäubung schwarz vor Augen. Wenn ich
nur aufstehen könnte. Der Stein würde herunterfallen. Ich bewege meine
Beine – nichts passiert. Mein Puls hetzt in die Höhe als ich erkenne,
dass ich nichts erkenne. Die Beine sind weg. Nur noch Stumpen an meiner
Hüfte. Ich werde panisch und wüte gelähmt durch mein Bewusstsein wie ein
Orkan im Niemandsland.

Aushalten! Ausdenken! … ich erinnere mich.

Ich
weiß nicht wie, aber ich stand felsenfest und tief verankert im Leben
mit dir. Ich weiß nicht warum, aber deine Worte haben mich so blitzartig
überrannt, dass es mir bei der Flucht die Beine wegriss.

Der
Stein wird schwerer, das Atmen wird schwer, die Erinnerung wird schwerer
zu ertragen. Ich kann nichts mehr tragen, den Schmerz nicht länger
ertragen und ohne Arme gar nichts tragen. Ich bin träge. Müde meiner
selbst ... von dem, was noch übrig ist.

Machtlos schaue ich mich
in dem Raum um. Gegenüber dem Bett schimmert etwas an der Wand. Ich
vermute einen Spiegel. Was sich nach genauerem Hinsehen bestätigt. Mit
einer langsam willenlosen Haltung schaue ich mich im Spiegel an. Mein
Kopf ist nicht da. Nur ein Torso mit einem darauf liegenden Stein.

Hinnehmen! … ich erinnere mich.

Egal
wie, aber du hattest mir den Verstand geraubt und den Kopf verdreht.
Egal warum, aber deine Entscheidung hatte mich so brutal vor den Kopf
gestoßen, dass er abriss und zu Boden fiel.

Nun (be-)greife ich
mit den Armen, die ich nicht habe, (ge-)stehe mir ein mit den Beinen,
die ich nicht habe, (ent-) schließe die Augen, die ich nicht habe und (
ver-) traue dem Verstand,

… den ich habe.
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http://www.villusionen.de