Ist 'Alles fährt gegen den Baum' ein Fakt? Was ist die Begründung? Was genau fährt gegen den Baum? Wieso? Wann wird das passieren? In welchem Umfang? Was ist die Konsequenz?
Wieso muss man sich denn immer wiederholen? Ich bitte darum, dass doch mal ganz konkret zu erörtern!
Ich werde nun versuchen, in einfachen Worten zu erläutern, wie das weltweite Geld- und Wirtschaftssystem prinzipiell funktioniert und warum sein funktionales Versagen vorprogrammiert ist.
1. Der Kreislauf des Geldes
Jedes Unternehmen erhält in der Realwirtschaft seine Einnahmen dadurch, dass es Produkte produziert und verkauft.
Weil die Unternehmen ihre Angestellten für die geleistete Arbeit bezahlen, haben diese wiederum Geld um Produkte zu kaufen.
Durch diesen Konsum von Produkten haben die Unternehmen wiederum Einnahmen und können ihre Angestellten bezahlen.
Es dürfte jedem klar sein, dass dieser Geldkreislauf glücklich so weitergehen könnte, wenn alle Angestellten alles Geld, das sie verdienen, wieder für den Kauf von Produkten ausgeben würden.
Da es aber unterschiedliche Einkommenshöhen gibt, haben manche Angestellten mehr Geld übrig, als sie für den Konsum benötigen - sie sparen also das überschüssige Geld.
In dem Moment, in welchem Geld gehortet wird, anstatt es für den Konsum auszugeben, kommt der Geldkreislauf ins Stocken.
Denn wenn Einige mehr Geld haben, als für ihren Bedarf nötig ist und Andere weniger, als sie gerne ausgeben würden, dann wird insgesamt weniger konsumiert.
Als Folge davon sinken die Einnahmen der Unternehmen.
Damit diese noch wirtschaftlich produzieren können, werden sie Löhne senken oder Angestellte entlassen. Das führt wiederum zu noch weniger Konsum und der Teufelskreislauf ist perfekt.
-Theoretisch, denn ich habe einen Wirtschaftsakteur außer Acht gelassen:
Nun kommt nämlich die rettende Rolle der Banken ins Spiel.
Die Banken locken das von den Besserverdienern gehortete Geld zu sich, indem sie den Anlegern Zinsen für das geliehene Geld in Aussicht stellen.
Dann verleihen sie dieses Geld in Form von Krediten und verlangen dafür natürlich ihrerseits Zinsen und irgendwann auch die Tilgung, also die Rückzahlung des geliehenen Betrags.
Durch die Möglichkeit, Kredite zu nehmen, haben Unternehmen wieder Handlungsspielraum. Um dem sinkenden Absatz entgegenzuwirken, werden sie in die Erschließung neuer Absatzmärkte investieren, sei es durch neuartige Produkte, technische Neuerungen, Werbung usw. Dadurch schaffen sie neue Arbeitsplätze, die Leute kommen wieder in Arbeit und können ihr verdientes Geld wieder für den Konsum ausgeben.
-> Dies ist die klassisch-liberale, auf Adam Smith zurückgehende Auffassung von der angeblich störungsfreien Selbstregulierung des Kapitalmarktes.
Doch leider gibt es für das gehortete Geld der Besserverdiener noch andere Möglichkeiten, als den Banken im Gegenzug für Zinsen zur Verfügung gestellt zu werden. Weitaus größere Gewinne sind nämlich auf dem Spekulationsmarkt möglich.
Nur bringen die in den Spekulationsmarkt einfließenden Gelder der realen Wirtschaft und somit den realen Arbeitsplätzen herzlich wenig. Auf dem Spekulationsmarkt werden ja keine Produkte gekauft, sondern nur mit Anteilen an Unternehmen gehandelt, mit Anteilen an Schuldforderungen, mit Staatsanleihen, mit Währungen usw.
Das Geld Reicher Leute wechselt bei der Spekulation lediglich in die Hände anderer Reicher Leute.
Deshalb ist Spekulation nichts Anderes als eine Form des Hortens von Geld.
Und das Horten entzieht, wie wir wissen, dem Geldkreislauf die für den Konsum dringend benötigten Mittel.
Auf dieses Leck im fließenden Geldsystem hat bereits der berühmte Ökonom John Maynard Keynes 1936 hingewiesen.
Seine Forderung war im Prinzip folgende: Wenn diejenigen, die viel Geld übrig haben, nicht mehr in die Realwirtschaft investieren wollen, dann solle der Staat einspringen, indem er Kredite aufnimmt und selber in die Realwirtschaft investiert.
Keynes hat sich also gar nicht um das Stopfen des Lecks im Geldkreislauf gekümmert, sondern er schlug stattdessen vor, dass immer mehr Geld hineingepumpt wird.
Wenn sich jedoch Staaten immer mehr verschulden, weil sie immer weiter Kredite aufnehmen, die Realwirtschaft aber gar nicht dementsprechend wächst, weil ja immernoch das Leck da ist, durch welches das Geld schließlich in den realwirtschaftlich nutzlosen Spekulationsmarkt abfließt, dann werden sich irgendwann die Staaten so verschulden und dabei wirtschaftlich so wenig leistungsfähig sein, dass ihnen niemand mehr einen Kredit geben will.
Viele Staaten sind heute in der Situation, dass sie von den Ratingagenturen als wenig leistungsfähig eingestuft werden und ihnen somit die Gefahr droht, an keine Kredite mehr heranzukommen.
Und unsere Politiker kommen auch nicht etwa auf die Idee, das Leck zu stopfen, sondern ihr Rettungsschirm sorgt lediglich dafür, dass wirtschaftlich schwache Staaten doch noch Kredite erhalten.
Solang die Möglichkeit besteht, Geld gewinnbringend zu horten und somit dem nützlichen Geldkreislauf zu entziehen, wird noch jeder Staat am Ende bankrott gehen.
Auch Deutschland, das sich dank seiner Export-betonten Wirtschaft auf Kosten Anderer Länder noch vor dem wirtschaftlichen Schwächeln retten konnte, steuert auf die Krise zu.
Denn mit welchem Geld sollen die anderen Länder unsere Produkte kaufen, wenn alles Geld letzlich bei denen auf der hohen Kante liegt, die das überschüssige Geld gar nicht für den Konsum ausgeben wollen?
Dieses Problem des Lochs im Geldkreislauf ist ein wichtiges neben Anderen.
Und genau diese Problematik wird von Wirtschaftswissenschaftlern (Helmut Creutz, Prof. Dr. Dr. Wolfgang Berger, Prof. Dr. Bernd Senf (...)), die übrigens auch in der Occupy-Bewegung anzutreffen sind, seit langem angesprochen und entsprechende Lösungsvorschläge angeboten.
Diese werden z.Bsp auf der Seite von Occupy:Frankfurt diskutiert. http://www.occupyfrankfurt.de/doku.php?id=unsere-ziele-diskussionsforum
Man ist hier also aktiv dabei, ganz konkrete, wissenschaftlich untermauerte Ziele zu erarbeiten!
Die Forderung nach einer konketen Erörterung von Krise, Krisenursachen und -Lösungen wird also längst erfüllt. Ich bitte meinerseits darum, dass sich zunächst informiert wird, bevor man allen Protestlern Unkenntnis und Konzeptlosigkeit vorwirft.
Die Anderen Probleme des derzeitigen Wirtschaftssystems werde ich versuchen später zu erläutern.