Früher war ja nicht nur alles "gut", sondern "besser" oder "mehr" oder so.
Ich fürchte, dass sagt nur aus, dass es früher eine aktivere Szene ohne facebook gab. Jedenfalls war das Kommunizieren, Kennenlernen und Treffen noch schwerer als sich die ganzen Foren (wie SH, SL, SB, SG und was weiß ich) entwickelt haben. Dementsprechend wurden sie sehr gut angenommen.
Vielleicht war die Grufti-Szene in Halle auch noch angesagter. Ich hab die Theorie entwickelt, dass man heute -wenn man sich mit einer Subkultur identifiziert und eher so ein melacholischer Typ ist- Emo wird. Weil man damit eher in Kontakt kommt. Oder sich eh jeder schon so fühlt als wäre er so individuell, dass er selbst eine Subkultur darstellt.
Oft gibt es ein Kommen und Gehen oder hier vor allem ein "Gehen". Die aktuelle Belebung des Forums macht schon Hoffnung darauf, dass es noch nicht ganz vorbei ist.
Zumindest hab ich das Gefühl, dass es da zwischen Leipzig und Halle große Unterschiede gibt. Andere Städte kann ich nicht beurteilen.
Im SL gibts einerseits viele Menschen in bunter wenig gruftiger Aufmachung, auch weil viele erwachsen geworden sind, andererseits gibt's dort auch noch alte Hasen und wesentlich mehr Veranstaltungen.
Ich halte es für nötig, dass sich eine Szene weiterentwickelt, denn alles andere um sie herum verändert sich auch. Mir kommt die hallesche Szene sehr starr vor. Neuerungen wirken immer so untrue, brauchen lange bis akzeptiert, integriert werden. Werden vielleicht auch nie integriert. Wobei ich da nun nix Konkretes benennen kann. Es ist ein schwammiges Gefühl.
Vielleicht gibt es heute weniger den Versuch durch (textiles) optisch Wahrnehmbares Gleichgesinnten klar zu machen, dass man ähnlich fühlt und denkt, weil das doch im Profil eines Netzwerkes klar zu erkennen ist. Und weil sich solche Profile besser mit Jobs vereinbaren lassen. Ich glaube die Selbstdefinition hat sich verändert. Damit auch das Selbstverständnis.
(Auch wenn Kleidung heute immer noch ein wichtiger Aspekt der Profilierung ist.)
Möglicherweise hat das auch mit der Globalisierung zu tun. Der Aktionsradius der Menschen hat sich enorm erweitert. Die Art wie man sich von anderen Menschen abgrenzt und wie man seine Zusammengehörigkeit ausdrückt und aufrecht erhält sind stark von Internet beeinflusst. Aber bei Facebook, soweit ich das beurteilen kann, gibt es weniger die Abgrenzung zwischen Schule, Arbeit/Kollegen, Kegelclub und Subkultur. Es sind halt alles User. Menschen im weitesten Sinne. Solche die viele Facetten und weniger Schwerpunkte haben. Diese Facetten sind gleichberechtiger. Simpsons schauen und Sister hören sind dann vielleicht eine Stufe. Diese Bedeutungsverschiebung hat sich ja erst durch das Internet entwickelt.
Und um nochmal auf die Melancholie zurück zu kommen. Die heißt doch jetzt Depression und ist eine gut behandelbare Volkskrankheit. Burn Out. Hat jeder Mal. Da spricht man mal drüber, nimmt gegebenfalls Medikamente und weiter gehts. Ich denke, dass Gruftisein auch ein Ausleben von Melancholie ist - auch wenn man nicht gleich jeden Tag rumheult.
Sehr wirre Gedanken. Ich glaub die sollt ich nochmal ordnen und neu artikulieren. Bis dahin muss das hier her halten.