Vorweg - hierein kommen nicht nur Kurzgeschichten udn Gedichte von mir, sondern manchmal auch Stücke, wo ich nicht sagen kann, was sie eigentlich sind - also bitte nicht wundern!
~Fortuna~
Nacht. Winternacht. Kälte umschlingt mich und ich richte meinen starren Blick zum Himmel hinauf. Schon seit langem sind die strahlenden Sterne hinter Wolken versteckt, hinter Wolken der Pest.
Wir schreiben das Jahr 1999, den siebzehnten Tag des Dezembers. In voller Hoffnung auf ein besseres Leben habe ich mich in eine stille Ecke gesetzt und warte auf das neue Jahrtausend. Seit Ewigkeiten schon sitze ich einfach nur hier und bewege mich nicht. Mein Atem ist längst versiegt und mein Blick ist regungslos auf das Himmelszelt gerichtet. Ich höre nicht mehr die Schritte und den Husten der an mir vorbeilaufenden Menschen, spüre nicht mehr ihre abfälligen Blicke, fühle nicht mehr ihren Hass auf mich, ihren Hass auf sich selbst. Egal ob sie mich kennen oder nicht, sie schenken mir immer noch böse Bemerkungen, ohne zu wissen, dass ich seit langem nichts mehr wahrnehmen kann. Sie erkennen mein weißes Gesicht, doch sie sehen es nicht. Sie spüren einen ekelhaften Geruch, doch sie definieren ihn nicht. Meine blauen Lippen sind leicht zusammengepresst und lassen sich nicht mehr öffnen. Eine alte, schmutzige Decke verhüllt meinen steifen Körper und strahlt noch eine letzte Wärme aus. Eine Wärme, die man nicht mehr spüren kann. Die Menschen sehen noch meine violetten Fingernägel, die mit den Händen die Geste des Amen andeuten. Um meinen Hals trage ich ein verwitterndes Holzkreuz, das mit Angelschnur zu einen Kettenanhänger verarbeitet worden ist. Mein schwarzes Haar fällt in Locken bis zu meinen Schultern hinab. Der einzige Glanz meines Körpers kommt von meinem fettigen und filzigen Schopf. Tränen der Hoffnung, Tränen der Trauer, sie liefen noch vor einiger Zeit meine schneeweißen Wangen hinab. Ein Halbstarker beugt sich über mich. Er greift in den alten unmodischen Hut, wo noch ein paar Pennies zu finden sind. Diese nimmt er mir weg. Er greift nun direkt den Hut, hebt ihn hoch und findet darunter noch meinen Notgroschen, meine letzten drei Dollar, von denen ich noch vier Tage hätte leben können. Dann geht er weg. Ich habe mich nicht gewehrt gegen diesen Diebstahl. Ich habe mich nicht wehren können. Denn ich bin nur eine Bettlerin, die seit Tagen an dieser Ecke sitzt und sich nicht mehr bewegen, nicht mehr leben kann. Mein Name? Ich habe keinen Namen mehr. Ich hatte mal einen, ich erinnere mich noch dumpf daran, doch nun brauche ich ihn nicht mehr. Als ich meine Eltern bei einem Brand verlor, verlor ich auch meinen Namen, meine Existenz. Fünf Jahre hatte ich mich dann weiter durchgeschlagen, fünf Jahre der naiven Hoffnung auf Hilfe. Ich dachte damals noch, dass jeden Augenblick ein Prinz auf seinem weißen Schimmel angeritten käme und mir zurufen würde: "Marian, komm her zu mir, ich nehm' dich mit!" Doch dies war nur der Traum eines Kindes, das in der Kälte zitternd von einem besseren Leben träumt und sich somit eine Zukunft in einer anderen Welt erbaut.
Jedoch kam vor kurzem jemand zu mir und nahm mich mit. Es war der Tod, der mich umarmte und sagte: "Marian, komm her zu mir, ich erfülle dir dann auch einen Wunsch!" Ich nickte ihm in Gedanken zu und sagte ihm meinem Wunsch. Ich war enttäuscht, als er erst stutzte und mir dann erklärte, dass dies nicht ginge. Ich solle mir etwas anderes wünschen, etwas was mir noch mehr am Herzen liege als so ein dummer Wunsch ohne Zweck. Doch ich verneinte. "Bitte erfülle mir meinem Wunsch", sprach ich zu ihm und mir glitt eine Träne über die Wange hinab, "bitte erfülle ihn mir!" Ich spürte, wie er mir wieder näher kam und seine kalten Arme um mich legte. Mich schauderte es, doch nicht vor der Kälte. Nein, mich schauderte es wegen seinen Worten: "Tut mir Leid, mein Kind, doch wie solle ich einer Welt eine schöne Zukunft geben, die keine hat?"
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„Schau in den Spiegel. Was siehst du? Du siehst dich. Oder doch nicht? Nein, du siehst die einzig wahre Sorge der Menschen: ihre Gier nach sich selbst, ihre Gier nach Ruhm und Macht, ihre Gier nach Ehre und nach Geld.“
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„Sieh zur Erde, zu dem blauen Planeten. Sieh auf die Menschen, die dort leben. Sie auf ihre Taten, die sie dort machen. Sieh auf sie hernieder, auf diese Bestien, die ihre eigene Welt, ihr eigenes Leben zerstören und zugleich sich als >>schlau<< bezeichnen. Wer ist wohl klüger: ein Einzeller, der im Einklang mit seiner Umgebung, der Natur ist oder ein Mensch, der nicht nur sich selbst, sondern auch andere Wesen zerstört?“
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"Wenn man in den Spiegel sieht, weiß man, das bin ich. Wenn man in den Spiegel sieht, weiß man, das bin ich nicht. Ich bin hier, vor ihm, dem Spiegel, und doch bin ich dort, da drüben, und sehe mir selbst ins Gesicht. Ich sehe mir selbst in die Augen, ich stehe mir gegenüber. Ich gehe näher heran und versuche mich, nein, ihn, zu berühren. Ich strecke nach mir selbst die Hand aus, nur noch ein paar Zentimeter von mir entfernt bin ich - und doch werde ich niemals dieses andere Ich, oder vielleicht auch mich selbst, berühren können."
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„Kennst du den Mond der tausend Morgen? Kennst du seine Reinheit, seine Unschuld? Kennst du seine Kraft, Leben zu schenken und zu erhalten? Kennst du das Glück, das er verbreitet? Nicht? Gut, dann willkommen in der Wirklichkeit!“