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Mittwoch, 21. September 2005, 17:25

Nachdenkliches zur Hoffung..

Nachdenkliches zur Hoffung..

Es war eine kleine Frau, die den staubigen Feldweg entlang kam. Sie war wohl schon recht alt, doch ihr Gang war leicht, und ihr Lächeln hatte den frischen Glanz eines unbekümmerten Mädchens. Bei der zusammengekauerten Gestalt blieb sie stehen und sah hinunter. Sie konnte nicht viel erkennen. Das Wesen, das da im Staub auf dem Wege saß, schien fast körperlos. Sie erinnerte an eine graue Flanelldecke mit menschlichen Konturen. Die kleine Frau bückte sich ein wenig und fragte: "Wer bist du?" Zwei fast leblose Augen blickten müde auf. "Ich? Ich bin die Traurigkeit", flüsterte die Stimme stockend und leise, dass sie kaum zu hören war. "Ach, die Traurigkeit!" rief die kleine Frau erfreut aus, als würde sie eine alte Bekannte grüßen. "Du kennst mich?" fragte die Traurigkeit misstrauisch. "Natürlich kenne ich dich! Immer wieder hast du mich ein Stück des Weges begleitet." "Ja, aber...", argwöhnte die Traurigkeit, "warum flüchtest du dann nicht vor mir? Hast du denn keine Angst?" "Warum sollte ich vor dir davonlaufen, meine Liebe? Du weißt doch selbst nur zu gut, dass du jeden Flüchtling einholst. Aber, was ich dich fragen will: Warum siehst du so mutlos aus?" "Ich... bin traurig", antwortete die graue Gestalt mit brüchiger Stimme. "Die kleine alte Frau setzte sich zu ihr. "Traurig bist du also", sagte sie und nickte verständnisvoll mit dem Kopf. "Erzähl mir doch, was dich so bedrückt." Die Traurigkeit seufzte tief. Sollte ihr diesmal wirklich jemand zuhören wollen? Wie oft hatte sie sich das schon gewünscht. "Ach, weißt du", begann sie zögernd und äußerst verwundert, "es ist so, dass mich einfach niemand mag. Es ist nun mal meine Bestimmung, unter die Menschen zu gehen und für eine gewisse Zeit bei ihnen zu verweilen. Aber wenn ich zu ihnen komme, schrecken sie zurück. Sie fürchten sich vor mir und meiden mich wie die Pest." Die Traurigkeit schluckte schwer. "Sie haben Sätze erfunden, mit denen sie mich bannen wollen. Sie sagen: Papperlapapp, das Leben ist heiter. Und ihr falsches Lachen führt zu Magenkrämpfen und Atemnot. Sie sagen: Gelobt sei, was hart macht. Und dann bekommen sie Herzschmerzen. Sie sagen: Man muss sich nur zusammenreißen. Und spüren das Reißen in den Schultern und im Rücken. Sie sagen: Nur Schwächlinge weinen. Und die aufgestauten Tränen sprengen fast ihre Köpfe. Oder aber sie betäuben sich mit Alkohol und Drogen, damit sie mich nicht fühlen müssen." "Oh ja", bestätigte die alte Frau, "solche Menschen sind mir schon oft begegnet." Die Traurigkeit sank noch ein wenig mehr in sich zusammen. "Und dabei will ich den Menschen doch nur helfen. Wenn ich ganz nah bei ihnen bin, können sie sich selbst begegnen. Ich helfe ihnen, ein Nest zu bauen, um ihre Wunden zu pflegen. Wer traurig ist, hat eine besonders dünne Haut. Manches Leid bricht wieder auf, wie eine schlecht verheilte Wunde, und das tut sehr weh. Aber nur, wer die Trauer zu lässt und all die ungeweinten Tränen weint, kann seine Wunden wirklich heilen. Doch die Menschen wollen gar nicht, dass ich ihnen dabei helfe. Statt dessen schminken sie sich ein grelles Lachen über ihre Narben. Oder sie legen sich einen dicken Panzer aus Bitterkeit zu." Die Traurigkeit schwieg. Ihr Weinen war erst schwach, dann stärker und schließlich ganz verzweifelt. Die kleine, alte Frau nahm die zusammengesunkene Gestalt tröstend in ihre Arme. Wie weich und sanft sie sich anfühlte, dachte sie und streichelte zärtlich das zitternde Bündel. "Weine nur, Traurigkeit", flüsterte sie liebevoll, "ruh dich aus, damit du wieder Kraft sammeln kannst. Du sollst von nun an nicht mehr alleine wandern. Ich werde dich begleiten, damit die Mutlosigkeit nicht noch mehr an Macht gewinnt." Die Traurigkeit hörte auf zu weinen. Sie richtete sich auf und betrachtete erstaunt ihre neue Gefährtin: "Aber ... aber - wer bist eigentlich du?" "Ich?" sagte die kleine, alte Frau schmunzelnd, und dann lächelte sie wieder so unbekümmert wie ein kleines Mädchen. "Ich bin die Hoffnung."
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''The world is just illusion, always trying to change you." :-(

Tempus fugit et alea iacta est..


2

Mittwoch, 21. September 2005, 19:23

wunderschön. :´-(
und einfach wahr...
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*niemalsnicht*

3

Dienstag, 4. Oktober 2005, 10:34

finde ich auch.
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tout va bien

4

Dienstag, 4. Oktober 2005, 13:29

da wir ja im PSychologieunterforum sind, kann ich hier mal den Begriff der Resilienz anführen.

Viele Menschen hadern mit der Welt und mit ihnen selbst, wenn sie schwierige Schicksale ereilen. Wie in deinem Text beschrieben, ziehen sich viele vor ihren Emotionen zurück und verdrängen, andere lassen ihre Trauer zu und leben sie aus.

Aber es gibt noch eine dritte Gruppe, denen Schicksalsschläge nichts auszumachen scheinen. Oftmals erscheinen diese Menschen gefühlskalt, was aber so nicht stimmt. Sie empfinden ihre Emotionalität genau wie alle anderen, nur fügen sie sich eher in ihr Schicksal, sehen sowohl die gute als auch die schlechte Seite als Teil des Lebens und haben die Gewissheit, dass das Leben weitergeht. Bei diesen Menschen spricht man von Resilienz.
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Before criticizing someone, you should walk a mile in their shoes.
That way, when you criticize them, you're a mile away
and you have their shoes.

5

Sonntag, 30. Oktober 2005, 18:26

@ deimos: Ja, manchmal duchaus sehr beneidenswert solche menschen..
Aber dennoch, oftmals ist die ,,gefühlskälte'', zumindest nach außen hin, nur eine art von selbstschutz..
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Tempus fugit et alea iacta est..


6

Sonntag, 30. Oktober 2005, 19:05

..würde ich nicht pauschalisieren...
man merkt den Unterschied zwischen affektierter Coolness und wirklichem Verhalten.

Es ist nichts verkehrtes solche Dinge zu akzeptieren und auf eine andere Art und Weise zu verarbeiten.
Klar, jeder hat seine Bewältigungsstragtegie....aber rational find ich es "einfacher" Dinge im Vorfeld zu akzeptieren und dann im ernstfall entsprechend zu reagieren.

7

Sonntag, 30. Oktober 2005, 19:06

finds auch toll kenn es aber schon länger ..hab es auf irgendeiner borderline plattform gelesen und fand es sooo schön das ich es gleich ausgedruckt hab ....musste sogar etwas weinen als ich es gelesen hab ..es ist einfach sowas von wahr...
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*traurigweggeh* *achdufresse* *tuer* *traurigguck* *aufgeregt*

8

Sonntag, 30. Oktober 2005, 21:04

Eine sehr schöne und wahre Geschichte von Weisheit. Und nur allzu war .

Zu sowas wie "Bewältigungsstrategie" kann ich nur sagen, das dies jeder für sich selbst entscheiden muss.
Der eine ergibt sich einfach in sein Schicksal, der andere kämpft dagegen an. Wieder Andere finden im emotionalen Schmerz oder in der Traurigkeit/Melancholie einen Lebensteil von Wichtigkeit.

Am Ende sind wir alle Gefangene unserer Sehnsucht.

9

Sonntag, 30. Oktober 2005, 21:09

Eine schöne Geschichte, doch leider macht die Traurigkeit die Hoffnung allzu oft kaputt... :´-(
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freak war`s *engel*

10

Sonntag, 30. Oktober 2005, 21:17

Ich denke eher, dass die Hoffnung allein durch Traurigkeit existieren kann.

11

Sonntag, 30. Oktober 2005, 21:19

Hm ich bin der Meinung, die Hoffnung wird nicht nur von der Traurigkeit ausgelöst. Aber leider hab ich meine Hoffnung irgendwann verloren :´-(
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freak war`s *engel*

12

Sonntag, 30. Oktober 2005, 21:27

Niemand verliert seine Hoffnung voll und ganz, ich denke auch du nicht.
Wenn dieses Licht erlischt, so erlischt auch unsere Seele.

13

Sonntag, 30. Oktober 2005, 21:31

Naja vielleicht die Hoffnung, dass sich alles irgendwann ändern wird...
Nur irgendwann verliert man sie leider, wenn man nur enttäuscht wird. Ich glaube mit der Hoffnung vergeht bei mir auch die Traurigkeit....
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freak war`s *engel*

14

Sonntag, 30. Oktober 2005, 21:35

Denkst du wirklich, wenn du dich zwingst nicht mehr zu hoffen, dass du dann auch nicht mehr traurig sein kannst?

Die Hoffnung sollte nie vergehen, auch wenn sich alles im Nichts verliert. Ohne Hoffnung wär ich nicht mehr hier. Irgendwann wird dein flehen erhöhrt, und wenn es auch nur am Ende aller Tage ist.

15

Sonntag, 30. Oktober 2005, 21:43

Ich zwing mich nicht, nie würd ich das tun. Hoffnung ist doch eigentlich was positives, für mich auf jeden Fall. Aber die Hoffnung verliert man immer wieder, wenn man nur enttäuscht wird und immer traurig sein kann ich auch nicht. Also leb ich einfach vor mich hin mit ein wenig Hoffnung*zwinker*
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freak war`s *engel*

16

Sonntag, 30. Oktober 2005, 22:14

Meine Ex (naja mehr oder weniger) -wie auch immer spielt auch keine Rolle *lol hat#s mir mal geziegt.Is echt schön und vorallem wahr.
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Erfahrung ist eine nützliche Sache. Leider macht man sie immer erst kurz nachdem man sie brauchte.


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Montag, 31. Oktober 2005, 14:27

Ich denke, niemand verliert die hoffnung vollends. Wenigstens ein funken dessen ist immer da..
Wenn nicht, dann wäre das wirklich traurig.
Es gibt immer ein licht am ende der dunklen straße und das ist genau das, was uns nicht einfach aufgeben lässt..
Denn wenn man erst die hoffnung verloren hat, dann hat man so gut wie alles verloren..
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Tempus fugit et alea iacta est..


18

Montag, 16. Januar 2006, 08:18

In meinem Ethik- Lehrbuch fand ich beim Durchblättern mal ein Zitat:

"Der Mensch hat zwei Beine und zwei Überzeugungen: eine, wenn es ihm gut geht und eine, wenn es ihm schlecht geht. Die letztere heißt Hoffnung."

Wie wahr!

Ich finde die Geschichte furchtbar schön!
Und ich bin der Meinung, prinzipiell stirbt die Hoffnung zuletzt. doch manchmal sollte man auch auf seinen Verstand hören und die Dinge so hinnehmen und akzeptieren die man nicht ändern kann. Denn es ist schmerzhaft, wenn ewiges Hoffen enttäuscht wird...

Traum-tänzer

unregistriert

19

Donnerstag, 2. März 2006, 12:18

ich habe eine furchtbar gute freundin. sie war einst- und ist es auch wider, sehr traurig wegen ihres freundes. er behandelt sie nicht so, wie sie es eigentlich verdient hätte.
sie erzählte mir, dass sie ihm einmal die geschichte über die hoffnung vorgelesen hatte.
sie sagte, sie weinte damei, gab sich aber mühe, dass er es am telefon nicht mitbekam.
sie war sehr verzweifelt, konnte sie doch nicht gut mit ihm reden - sie haben ein problem zu kommunizieren- doch sie versuchte es.
sie hoffte, er würde endlich verstehen, wie wichtig er ihr ist und wie sehr sie alles verletzt, was da so passiert zwischen den beiden.
sie las ihm also die geschichte vor, hoffte, dass er endlich verstehen würde;
doch seine reaktion war kalt wie so oft, denn er fragte nur: "und was willst du mir damit sagen? das hat doch nichts mit mir zu tun.."
er hat es einfach nicht verstanden.
er hat sie nicht verstanden.
wie so oft.
das machte mich traurig- und so brachte die geschichte und die geschichte um die geschichte mich zum weinen.

danke, dass du sie hier ins forum gestellt hast!

20

Donnerstag, 16. März 2006, 11:42

wünschen wir uns nicht alle in den armen der hoffnung zu liegen? zusammen mit ihr die traurigkeit zu akzeptieren? zusammen mit beiden unser leben zu einem lebenswerten zu machen? durch so eine geschichte werden einem wieder die augen für die welt der gefühle geöffnet.

wunderschön.
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mfg robert_de_lier

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Die Normalität ist nur eine Maske, hinter deren Augen der Wahnsinn lauert...
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