Original von Abs
versteh auch nicht, wo das problem ist. dann teilt man das ding eben in mehrere teile?
aber mal ehrlich: wer liest einen 5000zeichen-forentext? das wär selbst mir zu lang, und ich hab auch schon so ein teil reingepackt.
Ich habe kein Problem damit, ich lasse dann einfach den Text weg, fertig.
Man zerreist einfach keine Texte, die zusammen gehören, das zunächst vorweg.
Und mal ganz ehrlich: Ich lese Texte, wenn sie mich interessieren und nicht, ob sie eine gewisse Zeichengröße haben. Das wäre einfach absurd. Wer entscheidet über einen Bucheinkauf nach Anzahl der Seiten?
Aber nun weiter im Text. Dieser Brief dürfte den Einschränkungen genügen.
Draußen herrscht klirrende Kälte; irgendwo dort in dieser sibirischen Dunkelheit würde ich Dein Sehnen vermuten, mein nächtlicher Engel. Du hast an mich gedacht, als ich es niemals vermutet hätte. Das macht wohl die Engel aus, denke ich. Ich schließe die Augen und ahne das Gefühl, das mich befällt, könnte ich über Deine zarte Haut streichen in diesem Augenblick. Zauberei.
Nichts entschwindet ganz, es wird lediglich alles nur noch viel leiser geflüstert, um der Stimmen der Winternächte Gehör zu schenken. Ich lausche dieser Nacht.
Komm zu mir, mein geliebter Engel, komm zu mir, ich habe Dir Kerzen entzündet. Ich möchte Dir diese Geschichte schenken, sie ist für Dich sehnende Gestalt. Uns trennen vielleicht Welten, doch in der Dunkelheit werden die Grenzen verwischt und meine Liebe zu Dir erwacht. Komm zu mir, Du Traum, lass Dich nieder zu mir, ich werde Dich lieben in dieser Nacht, denn sie flüstert uns zu. Und dann begehre ich Dich umso mehr.
Es ist einfach zuviel Gefühl in mir, daß ich manchmal nicht weiß, wohin mit all dieser Liebe. Kannst Du es mir erklären?
Heute Morgen mussten wir uns wieder trennen, meine Liebste und ich. Sie fliegt nun für ein paar Tage zu Ihrer Mutter in wärmere Gefielde, während ich mich am See an Ihre Liebe erinnern werde und ich werde schreiben und mich sehnen. Es lässt sich nicht sagen, was dieses Sehnen bedeutet, es lässt sich nur anfühlen. Und am besten fühlt es sich an, wenn es so klirrend kalt ist, wie in dieser Nacht, ganz allein in diesem alten Bastei. Dann lehne ich mich an Dein Gefieder an und fiebere.
Ich trinke ein Glas sizilianischen Wein, esse ein Stück Ziegenkäse und Pfahlmuscheln aus der Konserve. Die Temperatur im Wagen ist über die acht Grad gestiegen und ich setze meine Mütze ab. Ich muß viele Dinge erledigen, mein geliebter Engel. Und ich muß meine Träume behüten. Das ist alles garnicht so einfach, je älter die Jahre auf mich wirken. Weihrauch durchzieht meine Behausung, in der ich mich wohl fühle. Die Nacht wird wieder lang sein, ahne ich, denn ich geselle ich mich zu Dir. Soviel Sehnsucht. Soviele ungeborene Gedanken. Soviel sizilianischer Wein.
Das sind die Nächte mit Dir, mein stiller Engel. Du bist ein Teil meiner Vergangenheit und Zukunft zugleich. Du bist mir ein Wunder geblieben nach all dieser Zeit. Dir schenke ich diese Einsamkeit, die ich auffange mit all dem Sternenstaub, wann immer es mir möglich ist. Diese Nacht. Diese Worte. Dieses Begehren. Ich habe für Dich die Kerzen entzündet und warte auf Dich, mein nächtlicher Engel, bis auch die letzte Sehnsucht in mir verbraucht ist und meine Glut erloschen sein wird. Dann erst werde ich mein Antlitz abwenden von Dir, daß Du die dann eintretende Leere in mir nicht mehr wahrnehmen kannst.
© georg.k, 23.01.2006 Brief 5