Robert Ervin Howard:
Conan , Heyne
Conan hat man schon so einiges angetan. Da sind die Filme mit Arnie, die wie kaum etwas anderes dazu beigetragen haben, dass Conan im Geiste der Öffentlichkeit nichts weiter ist als ein großer muskelbepackter Schwertschwinger. Da sind die Comics von Marvel, die am besten gar nicht erwähnt werden. Und da sind die vielen Geschichten schlechter Autoren, die nach Howards jungem Tod die Geschichte um den mächtigen Cimmerier (Conan, nicht Howard
) weiterspinnen wollten.
Howard hatte ein unheimliches Talent. Ich gehe sogar so weit zu behaupten, dass ohne ihn, als einen der Mitbegründer der Sword&Sorcery-Fantasy Ramsch wie Tolkien niemals so erfolgreich geworden wäre. Und im Gegensatz zu Tolkien konnte Howard vor allem eins: schreiben. Phantasie hatten beide, aber das rethorische Geschick, das Schaffen sprachlicher Welten, die noch lange nach dem Buch nachhallen, dass ist erwas, dass Howard zu jemand ganz Besonderem macht. Seine Gedichte, seine unbändige Phantasie im Schaffen von Geschichten und Charakteren, das ist für die damalige Zeit schon fast einzigartig.
Wichtig ist beim Lesen von Conan eines zu wissen: eigentlich wollte Howard historische Romane schreiben. Das war sein Steckenpferd und sein eigentlich Liebstes. Allerdings wollte das damals niemand lesen.
Also schuf er das hyperboreische Zeitalter, eine Fiktive Epoche kurz nach der Steinzeit in der an sich alle jemals existierenden Kulturen vorhanden waren: die Ägypther, die Römer, die Ritter des Mittelalters, die Husaren, die Wüstenstämme, die wilden Wikinger, das dunkle Afrika ...
Und in all diesen Ländern taucht Conan auf. Erstmals sind Howards Geschichten in der Reihenfolge veröffentlicht, wie er sie geschrieben hat: so wie sie eventuell der alternde Conan am Lagerfeuer seinen Getruen erzählen würde. Nämlich ganz und gar nicht geordnet. Bisher konnte man an Conansammelbänden nie Howards schriftstellerische Entwicklung ablesen, und bekam immer die "wahre" Chronologie aufgedrückt. Hier nicht. In der ersten Geschichte, die ja nun auch die erste Conangeschichte überhaupt ist, ist er König. Der König von Aquelonien, der seinen Vorgänger auf dessen Thron ei(ge)nhändig erwürgte. Immer ist da sein Erbe als Cimmerier (sowas wie Kelten), als wilder Barbar - aber immer ist er mehr. Der Negerkönig in Afrika, der wilde Pirat "Amra der Löwe", der General unter Rittern, der Dieb im Orient - Conan hat ein wildes Leben hinter sich. Und immer schwingt durch, dass Howard kein Freund der Zivilisation war. Das Wilde und ursprüngliche der Barbarei war im lieb, die Zivilsation verlogen - und das eigentliche wilde und gefährliche.
Einen Barbaren darf man beleidigen, nur der Zivilisierte nimmt das so ernst dir dafür den Schädel einzuschlagen.
Trotz allem ist Conan eines gar nicht: hohe Literatur. Es bildet nicht und einbilden darf man sich auch nichts, es gelesen zu haben. Aber es macht Spaß. Die ursprüngliche Abenteuerlust des frühen 19. Jahrhunderts schwingt mit, die Zeit von Tarzan, Robinson und all den anderen Helden. Und natürlich: auch wenn er viele Sprachen spricht, auch wenn er ein gesegneter Taktiker ist: Conan bleibt ein Wilder. Bei aller Planerei löst er die meisten Probleme, indem er sie mit seinen gewaltigen Muskeln zerschmettert.
Und genau das macht einen Riesen Spaß zu lesen. Wenn er einen ganzen Gerichtssal niedermetzelt, weil er "zu der Erkenntnis gekommen ist, dass sowohl Richter als auch Geschworene verrückt sein müssen" (frei zitiert), dann freut man sich über jeden beschriebenen Schwerthieb, wird wieder der kleine Junge, der nachts heimlich Abenteuerfilme geschaut hat.
Und man merkt natürlich bei vielen Geschichten auch, dass Howard davon leben wollte. Das er ein Komerzschwein war, das genau wusste, welche Geschichten er verkaufen kann - und welche nicht. Und deshalb kommen in jeder Geschichte viele halbnackte Frauen vor, die gerettet werden müssen. Natürlich.
Ebenso wie man seine Freundschaft zu Lovecraft an den obligatorischen Wesen aus den dunkelsten udn tiefsten Kälten des Raums erkennt.
Natürlich!
Was will man mehr? Unterhaltsame Geschichten mit halbnackten Frauen, bösen Zauberern und uralten bösen Wesen von jenseits der Grenzen des Raums!
Die neue Übersetzung ist wundervoll, die Illustrationen schön und die Sammlung erstmals vollständig und korrekt.
Ein Muss für alle Fans der lowfantasy!