Ja, ja, ja, ja …
Es ist das Thema aller Stammtischdenker die mal abseits der Pläne zur besten Folterung eines Kinderschänders was philosophisches erörtern wollen. Das Thema für alle, die mal ohne großes Hintergrundwissen herumphilosophieren wollen. Aber egal: interessant ist es ja trotzdem. Oder eher: das ist ja gerade deshalb so, WEIL es interessant ist.
Auf den Gedanken gekommen bin ich, als ich mal wieder über das alte und zugegeben sehr ausgelutschte Steinparadoxon grübelte. Ihr wisst schon: Gott, der Stein, die Allmacht. Blabla. Normalerweise habe ich das für mich durch die Antwort gelöst, dass Gott diesen für ihn unhebbaren Stein natürlich schaffen und dann trotzdem heben kann. Ganz einfach WEIL er allmächtig ist. Damit habe ich eine schöne christliche Antwort gegeben und jeder in einer Höhle sitzende Eremit wäre stolz auf meinen die religiösen Bezüge beachtenden und gänzlich aussagenlosen kryptischen Gedankengang. Aber er ist nun einmal was er ist, und irgendwie war ich nie so ganz zufrieden damit.
Deshalb bin ich jetzt zu einem Punkt gelangt, wo ich Gottes Allmacht als „alles tun können, was im Bereich des möglichen liegt“ festsetze. Gott kann alles tun, vielleicht kann er sogar a=b setzen, aber bestimmt nicht –a=a, um mal in gänzlich philosophischen Termini zu reden. Er kann also alles tun, was möglich ist, selbst wenn es außerhalb der Möglichkeit (man beachte den bewusst gesetzten Unterschied zwischen möglich und Möglichkeit, der eventuell schlauer als möglich versus denkbar beschrieben wäre) weniger mächtiger Wesenheiten läge. Dabei muss Gott jetzt natürlich gar nicht existieren, wir grübeln ja nur rein hypothetisch.
Ich schlussfolger(t)e also: es gibt Prinzipien noch über Gott, wenn sie ihn in seiner Handlung einschränken können. Oder aber: alles seiende hat Grenzen, die nicht überwindbar sind, selbst wenn wir es als „allmächtig“ ansehen. Weil „alles“ nun doch nicht machbar ist.
Soweit gedacht ist man eigentlich recht fix bei der physikalisch-mathematischen Unendlichkeit, finde ich. Da bin ich jetzt natürlich nur Laie, was interessieren mich Naturgesetze. Trotz alledem möchte ich behaupten, dass die Unendlichkeit ein hypothetisches Gedankengebilde ist, das in den Naturwissenschaften das einnimmt, was die Allmacht in den Offenbarungsreligionen ist: eine rhetorische und rechnerische Endlösung, die viele Probleme löst, neue schafft – aber rein argumentativ unschlagbar ist.
Ich bin der Ansicht, und jetzt kommt eventuell ein Physiker und zerreist mich in der Luft, dass der Raum gar nicht unendlich sein kann. Das Ausgedehnte ist nun mal ausgedehnt, weil es expandiert. Seit dem Urknall (oder was auch immer) dehnt sich der Raum aus, wird größer seit dem Moment wo aus dem ausdehnungslosen Vorseienden das wurde, was jetzt eben „Raum“ ist. Wenn es sich aber noch ausdehnt, wenn es „größer“ wird, dann MUSS es eine Grenze haben. Etwas unendliches KANN sich nicht ausdehnen, weil ausdehnen ja bedeutet, dass die vorhandenen Grenzen sich voneinander wegbewegen. Etwas Unendliches hat aber per Definition keine Grenzen.
War also mit dem Urknall sofort ein unendlicher Raum da, in dem sich jetzt nur die Materie ausdehnt? Gibt es also hinter der Grenze der Materie einen Raum ohne Materie? Wie kann es aber „Raum“ sein, wenn dort nichts ausgedehntes ist – das „Nichts“ ist ja nun mal nicht möglich (zur Erinnerung: in dem Moment wo das Nichts eben das Nichts ist, ist es nicht mehr nichts, sondern eben das Nichts!)??
Es ist also das Ausgedehnte nicht unendlich, aber vielleicht der Raum, den es einnimmt. Da ist dann aber eben die knifflige Frage, ob es überhaupt Raum ohne Ausgedehntes geben kann – da sich Raum doch durch seine Ausdehnung definiert.
Ist also im Gegensatz zur mathematischen Unendlichkeit (die ist natürlich da, als logisches Denkgebilde) die physikalische, also die wirklich seiende nicht existent?
Und zwingt uns das da oben nicht entweder eben doch ein „Nichts“ zu akzeptieren, das eben noch hinter dem Ausgedehnten ist, oder doch etwas „anderes“, was aber dann eine unendliche Kette von immer anderen Andersheiten, die sich jeweils nacheinander ablösen bedeuten würde? Also Unendlichkeit, nur um die Unendlichkeit zu vermeiden?
Um es also auf den Punkt zu bringen: Unendlichkeit oder Nichts, was ist denkbarer? Wird es alles denkbarer, wenn wir wie Carnap zwischen "Nichts" und "dem Nichts" trennen?