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1

Donnerstag, 22. November 2007, 18:37

Hesse- Siddhartha

Ich weiß nicht, ob "Siddhartha" von Hermann Hesse ein Begriff für so einge ist. Aber vielleicht mag sich jemand zu diesem Buch und dessen Inhalt äußern. Mir gefällt ein bestimmter Ausschnitt aus diesem sehr, den ich hier auch posten werde. Vielleicht entsteht auch eine Diskussion über dessen Inhalt.
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"Langsam nur, zwischen seinen wachsenden Reichtümern, hatte Siddhartha selbst etwas von der Art der Kindermenschen angenommen, etwas von ihrer Kindlichkeit und von ihrer Ängstlichkeit. Und doch beneidete er sie, beneidete sie desto mehr, je ähnlicher er ihnen wurde. Er beneidete sie um das Eine, was ihm fehlte und was sie hatten, um die Wichtigkeit, welche sie ihrem Leben beizulegen vermochten, um die Leidenschaftlichkeit ihrer Freuden und Ängste, um das bange aber süße Glück ihrer ewigen Verliebtheit. In sich selbst, in Frauen, in ihre Kinder, in Ehre oder Geld, in Pläne oder Hoffnungen verliebt waren diese Menschen immerzu. Er aber lernte dies nicht von ihnen, gerade dies nicht, diese Kinderfreude und Kindertorheit; er lernte von ihnen gerade das Unangenehme, was er selbst verachtete.
[...]
Und es kamen viele zu ihm, viele, um mit ihm zu handeln, viele, um ihn zu betrügen, viele um ihn auszuhorchen, viele, um sein Mitlied anzurufen, viele, um seinen Rat zu hören. Er gab Rat, er bemitleidete, er schenkte, er ließ sich ein wenig betrügen, und dieses ganze Spiel und die Leidenschaft, mit welcher alle Menschen dies Spiel betrieben, beschäftigte seine Gedanken ebenso sehr, wie einst die Götter, [...]. [...] Alsdann kam ihn für eine Stunde zum Bewusstsein, dass er ein seltsames Leben führe, dass er da lauter Dinge tue, die bloß ein Spiel waren, dass er wohl heiter sei und zuweilen Freude fühle, dass aber das eigentliche Leben dennoch an ihm vorbeifließe und ihn nicht berühre. Wie ein Ballspieler mit seinen Bällen spielt, so spielte er mit seinen Geschäften, mit den Menschen seiner Umgebung, sah ihnen zu, fand seinen Spaß an ihnen. Die Quelle lief irgendwo, wie fern von ihm, lief und lief unsichtbar, hatte nichts mehr mit seinem Leben zu tun.

Die meisten Menschen, Kamala, sind wie ein fallendes Blatt, das weht und dreht sich durch die Luft, und schwankt, und taumelt zu Boden. Andere aber, wenige, sind wie Sterne, die gehen eine feste Bahn, kein Wind erreicht sie, in sich selber haben sie ihr Gesetz und ihre Bahn.

Langsam und unmerklich nur, [...], war sein Spott müder geworden, war seine Überlegenheit stiller geworden. [...] Langsam nur, [...], hatte Siddhartha selbst etwas von der Art der Kindermenschen angenommen."
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[CENTER]*ommm*

Wenn du leidest, hast du dich selbst dafür entschieden!. [/CENTER]

2

Donnerstag, 22. November 2007, 18:46

Naja *hust*

Man kann diese Passagen nicht einfach so aus dem Zusammenhang nehmen und darüber diskutieren.
Gerade das mit den Kindermenschen.
Man muss den Erkenntnisprozess der Figur nachvollziehen um das zu begreifen, muss die ganzen Etappen mit Gowinda, mit Kamala und den ganzen anderen Stationen erst selber gehen quasi. =)

Tja, das Buch gehört zu meinen persönlichen Top 3. Sollte man lesen, wenn man ein Stück mehr über sich selbst und die Welt da draußen begreifen will ;-)

3

Donnerstag, 22. November 2007, 19:05

Ein wirklich besonderes Buch, da muss ich meinen beiden Vorpostern recht geben. Was die Gelegenheit zum diskutieren anbelangt bin ich aber auch etwas überfragt. Zumal wir bei kritischer Selbstbetrachtung eher alle die Kamalas dieser Welt darstellen und der Gegenpol zu dieser Diskussion fehlen dürfte.
Aber vielleicht ist diese Ansicht ja schon der Stein, der die Diskussion ins rollen bringt.

Man sollte das Buch aber wirklich insgesamt gelesen haben, um die Passagen wirklich einordnen zu können. Ob man nun wirklich etwas über die "Welt da draußen" erfährt weiß ich nicht so recht, aber auf jeden Fall über sich selbst.
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Die Liebe trifft auch uns, wo sie hinfällt liegt Dreck.
Die Einen kämpfen mit viel Charme.
Verlässt die Liebe sie, kommen sie mit Blumensträussen.
Bricht sie mein Herz, brech ich ihr den Arm...
("Dumm und glücklich" - Broilers)

4

Donnerstag, 22. November 2007, 19:49

Ich habe mit Absicht die Passage aus einzelnen Stellen so zusammenhangslos hinein gestellt. Denn allein dieser ohne den Hintergrund gibt für uns durchaus Stoff zum Diskutieren. Was ist das Spiel, das die Kindermenschen führen und wieso erscheint es für uns richtig? Wieso identifizieren sich die meisten mit ihnen? Ich will meinen, dass es durchaus auch einige gibt, die sich auf de Wg Siddharthas begeben. Aber vielleicht gehört das dann in das philosophische Borad, merke ich gerade. *rotwerd*
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[CENTER]*ommm*

Wenn du leidest, hast du dich selbst dafür entschieden!. [/CENTER]

5

Donnerstag, 22. November 2007, 19:57

Stell doch nicht nur Fragen. Beantworte sie doch gleich :D

Es ist nicht so, dass sich die meisten mit den Kindermenschen identifizieren. Dazu fehlt den meisten die Reflektion, wenn überhaupt das Vermögen die Züge dieser Kindermenschen anzuerkennen.

Außerdem sind sie nicht anderes, nur weil sie sich ihrer nicht in dieser Form bewusst sind.

Zitat

Liebenswert und bewundernswert waren diese Menschen in ihrer blinden Treue, ihrer blinden Stärke und Zähigkeit. Nichts fehlte ihnen, nichts hatte der Wissende und Denker vor ihnen voraus als eine einzige Kleinigkeit, eine winzige kleine Sache: das Bewußtsein, den bewußten Gedanken der Einheit alles Lebens.


Wichtig ist dabei der Prozess, der Siddhartha zu dieser "Kategorisierung" und wieder davon weg gebracht hat :-)